Gut, ich gebe zu, ich mag solche Spiele nicht. Aber auch beim Versuch einer objektiven Wertung bleibt das Game schwach. Wem so was gefällt, soll von mir aus sein Taschengeld opfern, aber von mir bekommt die Diskette mit dem Spiel noch ein zweites Loch – zum Abheften!
Bericht von Mr Creosote (29.07.2022) – Amiga (OCS)
Mech-Spiele gibt es wie Sand am Meer, aber Walker ist eines der ungewöhnlichsten. Ein Riesenroboter stampft von rechts nach links (!) durch vier verschiedene Levels. Überall herrscht Krieg. Verschiedene Teile der Welt, verschiedene Zeitalter (historische und zukünftige), aber die Menschheit kämpft immer. Die Realität ist ziemlich deprimierend, oder?
Tja, das Spiel soll aber schon Spaß machen. Stylish gestörte Funkkommunikation ertönt im Hintergrund. Joystick oder Tastatur kontrollieren den Walker. Dessen Spezialität ist sein frei beweglicher Oberkörper inklusive Bordkanone. Mit der Maus kann der Spieler somit praktisch jeden Punkt auf dem Bildschirm ins Fadenkreuz nehmen, sofern dieser sich vor dem Sprite befindet. Die Fortbewegung geschieht also nur in einer Dimension, während das Zielen zwei davon bemüht.
Ein klares Alleinstellungsmerkmal im Shootergenre. Wo die Erfolgsformel normalerweise darin liegt, den Schüssen der Gegnerhorden auszuweichen, gilt es hier, die Gegner auszuschalten, bevor sie überhaupt zum Schießen kommen. Der Walker ist nicht ansatzweise so fragil wie das übliche Shootergefährt, sondern hält eine ganze Menge aus.
Natürlich muss ein Mech-Spiel auch Hitzemanagement beinhalten. Sofern die Kanone nicht dadurch stillgelegt ist, sind die Gegner wunderbar unterlegen gegenüber dem Roboter des Spielers, gleichen dies jedoch durch ihre Quantität aus. Persönlicher Favorit sind dabei die Soldaten, die den Walker erklettern, um Explosivladungen anzubringen.
Sie zeigen jedoch auch die großen Defizite des Spiels. Die Animationen der winzigen Figuren, wenn sie die Seile hochklettern, und wenn sie sich hilflos an sie klammern, wenn der Roboter sich schnell bewegt, ist prächtig. Gleiches gilt für das Robotermodell und dessen Animation. Aber die Soldaten wieder abzuschütteln gestaltet sich als sehr schwierig. Im besten Fall kann man den Schaden nur verzögern.
Dies ist nicht die einzige exklatant fehlende Spielmechanik. Offensichtlich sollte man einfach über die Soldaten stampfen können, aber nein. Moralische diesbezügliche Einwände sind dabei nicht zu erwarten, da man andererseits Fallschirme durchlöchern und die armen daranhängenden Springer ohne Weiteres in den Tod fallen lassen kann. Was einem sogar ziemlich deutlich nahegelegt wird.
Und überhaupt, ein weiteres Versäumnis ist das Fehlen jeglicher Power-Ups oder unterschiedlicher Waffen. Die Hintergrundgrafik ist seltsam düster und undetailliert. Von Level zu Level ändert sich primär nur die Farbpalette. Die Gegnersprites wirken subjektiv sogar weniger schön von Level zu Level, bis sie schließlich sogar seltsam werden.
Endlose Ladezeiten, sofern man von Disketten spielt, passen nahtlos ins Bild. Walker ist mehr Prototyp als fertiges Spiel. Es spielt sich gar nicht mal so schlecht, aber in kürzester Zeit wiederholt es sich nur noch. Weder erlaubt das Spiel Varianz darin, was der Spieler tun kann, noch zeigt es solche in der Gestaltung der Levels oder Gegner. In diesem Fall könnte eine überarbeitete Neuauflage wirklich Sinn ergeben.