Wizball ist ein Programm, für das es sich zu sparen lohnt, denn auch für seinen (stolzen?) Preis bietet es einen wirkliche [sic!] Gegenwert. Wizball ist ein in jeder Hinsicht „zauberhaftes“ Programm!
Die C64-Version von Wizball ist pure Magie. Schalten Sie abends einmal alle Lichter aus und betrachten Sie dann im Dunkeln, was allein im Vorspann des Spiels für schöne Grafikspielereien zu sehen sind. Die wunderbare Musik tut ihr übriges, um den Spieler in eine andere Welt zu entführen.
Der C64 war nicht unbedingt für seine hellen Farben bekannt. Seine gedeckte, erdige Palette, in der nicht weniger als drei Grautöne vorkamen, waren mutig zu einer Zeit, als Computer entweder komplett monochrom waren oder aber grelle Farben zwecks maximalen Kontrasts verwendeten. Ja, genau, wir erinnern und alle schaudernd an CGA. Es entbehrt insofern nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet auf diesem System Wizball entstand. Ein Spiel, in dem es darum geht, einer monochromen Welt die Farbe wiederzubringen.
Alles ist bewusst bizarr gehalten. Man spielt als ein Zauberer, der sich selbst und seine Hauskatze ist Bälle mit Gesichtern verwandelt hat. So hüpft man durch Levels voller unsinniger Apparaturen und anderer Hindernisse. Gefühlt hat man wenig Feinkontrolle. Gut, dass man vorher die Anleitung gelesen hat. Ach, es handelt sich um eine Kopie? Dann gab es hoffentlich ein paar mündliche Erläuterungen dazu. Denn wenn man weiß, was man tut, schwebt der Ball bald am Himmel und erhält außerdem seinen „Catellite“, also einen kleineren Ball in seiner Umlaufbahn. Womit dann das eigentliche Spiel beginnt.
Sinn der Sache ist, Gegner abzuschießen, und Farbkleckse einzusammeln. Jedes Level muss in einen bestimmten Farbton getüncht werden. Entweder eine der Grundfarben oder man muss mischen. Wobei garantiert niemals ausreichend Farben genau da vorkommen, wo man sie benötigt. So dass man entsprechend zwischen den Levels hin- und herwechseln muss. Erreicht man eine ausreichende Menge des richtigen Tons, ist das Level geschafft, und es gibt eine kurze Bonussequenz, bevor es im nächsten Level weitergeht.
Wizball ergibt nicht unbedingt gesteigerten Sinn, aber was bei derartigen Spielen zählt, ist die makellose Spielmechanik. Neben einer Prise strategischer Planung sind es die sauber ansprechende, exakte Steuerung, das flüssige Scrolling sowie der fordernde, aber faire Schwierigkeitsgrad, der das Spiel auszeichnet. Die schöne Titelmusik und die tolle Highscoremelodie passen da nahtlos ins Bild.
Der Kreislauf aus Schießen und Sammeln wird durch die unterschiedlichen Fähigkeiten des Zauberers und seines Gehilfens etwas komplexer gemacht. Ersterer kann ballern, aber nur letzterer kann die Farbtropfen einsacken. Ein Design, das also kooperatives Zweispielervergnügen ermöglicht. Allein klappt es auch ziemlich nahtlos, indem man standardmäßig den Zauberer steuert, aber die Kontrolle über Catellite übernimmt, indem man den Joystickknopf gedrückt hält.
Man kann gar nicht genug betonen, wie spaßig dieser Zweispielermodus sein kann. Gemeinsam vor dem Fernseher wird es schnell hektisch, man ruft sich gegenseitig Warnungen und Kommandos zu. Missverständnisse, unabgestimmte Aktionen führen zu urkomischem Scheitern. Erfahrene Spielergespanne können dagegen ziemlich effizient zusammenarbeiten. Nur: Wer hat heutzutage schon noch einen Freund, solch ein Spiel regelmäßig im gleichen Raum zu spielen? Der Einzelspielermodus ist gut, aber mit weitem qualitativen Abstand.
Womit die meisten von uns zwar noch kognitiv die Qualität des Spieldesigns, die Ideen dahinter, sowie die technische Umsetzung dieses früheren Megahits bewundern können. So wirklich selbst erleben, wie es mal gedacht war, können wir es allerdings nicht mehr. Die Zeit ist vorüber. Wie schade!