Trotz der gewöhnungsbedürftigen Steuerung und dem damit verbundenen Schwierigkeitsgrad fesselt das Spiel lange Zeit an den Screen. Vor allem im Multiplayer-Modus kommt ein stimmungsvoller Wettkampf zustande.
[…] kapituliert Otto Normalpilot bald vor der Tatsache, daß bei X-Treme Racing nur begnadete Fahrer (die dazu gerade ihren Glückstag haben…) auf einen Sieg hoffen dürfen. Den einsamen Wölfen der Landstraße kann man daher nur vom Kauf abraten, denn von der überragenden Spielbarkeit solcher Genreklassiker wie Super Skidmarks ist dieses Game meilenweit entfernt!
Bericht von Mr Creosote (01.05.2021) – Amiga (AGA)
…und noch ein Mario-Kart-Klon. Nur dass anders als jenes Spiel XTreme Racing zu keiner erfolgreichen Reihe geworden ist. Wobei, klar, auf dem bereits zombifizierten Amiga wäre das auch schwierig gewesen. Das mag einer der Gründe gewesen sein. Vielleicht gab es weitere.
Das Verkaufsargument liegt/lag in dem Versuch, „echtes“ 3D darzustellen. Wo vorher die zahllosen Rennspiele der Marke Lotus es sich einfach gemacht hatten, bekommt man hier… klobige Pixeltexturen. Doch direkt damit beginnen bereits die Probleme. Wie auch die Entwickler der 3D-Shooter des Amigas mussten die Silltunna-Programmierer irgendwann der Realität ins Gesicht sehen: Dieser Computer war dafür einfach nicht gemacht. Auf reell existierenden Systemen mussten die Pixel deshalb gleich mal vervierfacht werden, um einigermaßen flüssig zu laufen. Wodurch die Grafik seltsam grob wurde.
Dies wirkt sich auch auf die Charakterisierung der Fahrer/Rennwagen aus. Selbst in Spielen, in denen sie sich alle an sich gleich spielen, können ausgepräge wiedererkennbare Sprites Wunder wirken im Kopf des Spielers. Das funktioniert in diesem Spiel überhaupt nicht. Die Strecken gehen einigermaßen in Ordnung. Die Runden sind kurz gehalten und wiederkehrende Abschnitte gut erkennbar. Die Handhabung der Autos, mit großer Trägheit ausgestattet, kann man ebenfalls durchwinken. Auf den Strecken können Waffen aufgesammelt und gegen andere Fahrer eingesetzt werden, und besondere Felder drehen das Auto oder katapultieren es vorwärts.
Es könnte also insgesamt noch zur Qualifikation reichen, wenn auf nicht auf einem der vorderen Plätze. Letztendlich scheitert das Spiel aber trotzdem. Leider handelt es sich um eines derjenigen Spiele, deren Schwierigkeitsgrad völlig aus dem Ruder geraten ist. Bringt man eine Strecke fehlerlos hinter sich, kann man (mit etwas Glück) vielleicht mal als Sechster von Acht durchs Ziel brausen. Ein einziger Fahrfehler irgendwo, irgendwann und schon geht die Chance, auch nur einen einzigen Computerfahrer wieder einzuholen, gegen Null. Trotzdem muss man das Rennen natürlich zu Ende fahren, mehrere Runden reinen Frusts, ohne andere Wagen auch nur nahe, so dass selbst das Waffenarsenal nichts mehr bringt. Ein Problem, dass sich von Rennen zu Rennen weiter potenziert, da man das Preisgeld zwischen den Rennen zum Aufrüsten des Autos verwenden kann, so dass die Verlierer immer und immer weiter den Anschluss verlieren.
Im Mehrspielermodus stellt sich die Sache etwas besser da. Verbindet man zwei Computer, können jeweils vier Spieler am Splitscreen zusammenkommen. Also insgesamt acht menschliche Spieler gleichzeitig. So haben alle erstmal die gleichen Chancen. Trotzdem bleibt der Eindruck, die Entscheidung zwischen Siegern und Verlierern hänge primär vom Glück statt Können ab.
XTreme Racing ist eines der Spiele, die von technisch begabten Ingenieuren stammen, denen jedoch Erfahrung und Talent für Spieldesign fehlt. Das grafische Konzept und das Multiplayerpotential dünsten geradezu Ambition aus. Doch das Design ist eben völlig durchschnittlich und die fehlende Balance verdammt Normalsterbliche permanent hinterherzufahren und auch gerne mal schmachvoll überrundet zu werden. Das macht wirklich keinen Spaß.