Die Welt zu verändern, heißt nicht zwingend, ein Held sein zu müssen. In Traffic rettet der Protagonist sein eigenes Leben, indem er sich durch die Zeit und den Bewusstseinsstrom, der ihn umgibt, bewegt. Er ist dabei wie der Titel verrät nur ein weiterer Teilnehmer im dichten Verkehr an einer beliebigen Straßenkreuzung. Als ein Beitrag zur laufenden 30ten Ausgabe des IFComp bin ich auf dessen Endplatzierung gespannt.

Nur noch zwei Tage zum Abstimmen — die Spannung steigt!

Platz 53/67. Was dann ja bedeutet, es gäbe dort 52 noch bessere Spiele

Tatsächlich gibt es KEIN anderes Spiel in der Liste, das mein Auswahlkriterium erfüllt: eine Inform-Datei, die sich in einer DOS Umgebung spielen lässt.

Mittlerweile gibt es wohl für den Competition extra eine spezielle Engine (läuft auf modernen PCs), die viel mehr verwendet wird, als die alte “originale” Software. Dazu kommt, dass neben Parser auch diese “Auswahl”-Spiele stark vertreten sind.

Ja, kenne ich. Ganz so extrem bin ich nicht, DOS muss es nicht sein. Aber Spiele, die man nur auf irgendeiner Webseite spielen kann, habe ich auch grundsätzlich immer übersprungen. Alles, was irgendwelche Google-Tracker drinhat, ebenfalls.

Eine Zeitlang gab es auch diese Unart, jedes Spiel mit einem eigenen Interpreter zu bundlen. Habe ich bspw. 2016 drüber gemeckert (ganz am Ende). Am besten dann noch die eigentliche Spieldatei in irgendeiner unintuitiven Unterverzeichnisstruktur versteckt.

Diese Begründung “läuft auf modernen PCs” geht mir unendlich auf den Senkel. Was ist denn bitte ein “moderner PC”? Sind wir nicht mittlerweile in einer Zeit angekommen, wo die Breite der denkbaren Abspielgeräte so divers ist, dass sowas wirklich Null Sinn ergibt? War die Portabilität nicht gerade das große Erfolgsgeheimnis dieser Spiele zu ihrer großen Zeit?

Rant zu Ende. Hat nix mit diesem speziellen Spiel zu tun, das ja diesbezüglich anscheinend alles richtig gemacht hat.

Positiv zu bewertende Bemühungen sind ja da, die alten Textadventures auf diverse Geräte zu verbreiten. So zum Beispiel auf das nintendo DS, wo man eben kein DOS vorfindet. Insofern macht die Loslösung von der Original-Software schon Sinn.

Aber man versucht halt auch vermehrt die moderne Technik zu nutzen, wo das bei einem Textadventure aus der Retroperspektive nicht immer direkt Sinn ergibt. Dies ist den modernen Spiel Autoren auch nicht unbedingt bewusst, da sie IF als ein von den IT-Ursprüngen losgelöstes/unabhängiges Medium betrachten.

Erstaunt hat mich bei der “Siegerehrung” auf Twitch, dass bei vielen der vorderen Plätze ganze Teams involviert waren. Vom Betatester bis zum Korrekturleser sozusagen.

LostInSpace:

Erstaunt hat mich bei der “Siegerehrung” auf Twitch, dass bei vielen der vorderen Plätze ganze Teams involviert waren. Vom Betatester bis zum Korrekturleser sozusagen.

Das ist schon sinnvoll. Ohne Betatester ist jedes Spiel, das über triviale Größe hinaus geht, unspielbar. Und auf Korrekturleser habe ich auch zurückgegriffen, wenn ich etwas auf Englisch geschrieben habe. Es geht dann ja nicht nur darum, keine Tippfehler zu haben, sondern auch, ob das für einen Muttersprachler richtig “klingt”. Ein solches Gefühl ist schwierig erlernbar und mit einem Übersetzungprogramm keinesfalls abbildbar.

Ich war echt überrascht, dass Leute zum Korrekturlesen und für anschließende sprachliche Diskussionen überhaupt freiwillig zur Verfügung standen. Gute Betatester zu finden ist allerdings wirklich schwierig.

Um beim eigentlichen Thema zu bleiben: bei Traffic hätte ein guter Betatester bestimmt gut getan. An einigen Stellen reibt sich schon ein bisschen die Logik auf bzw. die inform Engine stößt ein wenig an die Grenzen.

Beispiel: die im Test erwähnte Verfolgungsjagd und deren Steuerung über den Parser.