Link: The Faces of Evil
für CD-i

01.jpg
Mr Creosote:
Weitere Titel: Link: Die Fratzen des Bösen , Link: De Gezichten van het Kwaad
Firma: Animation Magic / Philips Interactive Media
Jahr: 1993
Genre: Action
Thema: Sonstige Fantasy
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 11442
Rezension von Mr Creosote (15.07.2016)
Avatar

Es ist nicht einfach, diesem Spiel eine faire Chance zu geben. Es taucht in der englischen Wikipedia in der Liste der allseits gehassten Spiele auf und wenn seine bevorzugte Suchmaschine mit dem Titel füttert, bekommt man hauptsächlich Videos voller Schimpfworte, deren Urheber sich wohl besonders toll dabei fühlen, solch „schneidende“ Kritik zu üben. Genau, denn es ist ja bekanntermaßen so cool mit der Massenmeinung zu wabern!

link04.png
Wo soll's als Nächstes hingehen?

Ich persönlich habe noch nie ein Zelda-Spiel gespielt. Meine einzige Erinnerung an die Reihe besteht daraus, dass mein Bruder eines auf seinem Gameboy hatte und mir die Musik zusagte. Eine Analyse, wie nah sich dieses Spiel nun also an den Mythologie der Reihe hält, wird es im Folgenden also nicht geben. Immanent sofort deutlich wird jedoch, dass Protagonist Link ein ziemliches Arschloch ist. Er beschwert sich über Langeweile und lebt auf, als von der Rückkehr eines Bösewichts die Rede ist, der das Land verwüstet – endlich mal wieder die Gelegenheit, Jemandem auf die Fresse zu hauen! Nicht dass der Plot in einem Jump'n'Run mit generischem Fantasy-Setting wirklich eine große Rolle spielt, aber der gewollt „lustige“ Tonfall hilft der Motivation trotzdem eher nicht.

Der zweite Eindruck ist da schon deutlich positiver. Die Animation der Zwischensequenzen ist richtig flüssig (selbst wenn deren Zeichnungen selbst manchmal etwas hässlich sind) und die Spielgrafik ist sogar verdammt gut! Die handgezeichneten Hintergründe sind weit jenseits dessen, was man seinerzeit kannte oder überhaupt auf den Systemen der Zeit als möglich erachtet wurde. Schade nur, dass sie komplett statisch sind. Die Animationen der Sprites im Spiel können da nicht ganz mithalten, sind jedoch immerhin den Zeitstandards entsprechend. Die Musik ist sogar noch besser: Nicht nur ist sie technisch kristallklar, sondern auch stilistisch angemessen bombastisch.

link11.png

Spielerisch gestaltet sich Faces of Evil erfrischend nicht-linear, wobei die Levels zahlreich, aber kurz sind. Das nächste Level kann recht frei auf einer Übersichtskarte ausgewählt werden und neue werden mit Spielfortschritt freigeschaltet. Der Spieler sammelt auf dem Weg diverse Artefakte ein, die im Prinzip den Fortschritt messen und kontrollieren. Durch kleine Rätselelemente, wie verschlossene Türen oder Gegner, die nur mit bestimmten Waffen besiegt werden können (insbesondere die Endgegner), muss man manche Levels mehrfach besuchen. Das kann man in genannten Fällen als positive Qualität sehen. Nicht so toll ist es dagegen, wenn man gezwungen wird, lange Wege erneut zu gehen, nur weil der Lichtquelle mal wieder das Öl ausgegangen ist oder man noch ein Seil braucht, um einen Abhang zu erklettern, was eher nervt.

Der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt moderat gehalten. Schwierige Situationen kommen normalerweise nur durch die Angewohnheit des Spiels, neue Gegner mitten im Blickfeld (d.h. in unmittelbarer Nähe des Spielers) aufpoppen zu lassen. Der zweite Feuerknopf ist mit mehreren Funktionen überladen (je nach Zustand: Werfen einer Spezialwaffe, Betreten eines Durchgangs oder Aktivierung des Inventarbildschirms), was stellenweise für Hektik sorgt. Link begibt sich nach einer Sekunde Inaktivität automatisch in eine defensive Position, um die Angriffe der Gegner zu blocken, aber manuell kann man dies nicht auslösen. Während eines Sprungs zu schlagen funktioniert leider nur unzuverlässig. Dies alles wird jedoch immerhin dadurch ausgeglichen, dass man unendliche Continues hat, so dass der Frust niemals überhand nimmt.

Insgesamt ist Faces of Evil ein sehr solides Produkt. Klar, die Qualitäten liegen mehr auf der Oberfläche, beispielsweise den audiovisuellen Elementen. Die Spielbarkeit, die traditionell als Stärke Nintendos eigener Produktionen gesehen wird, ist ein wenig wechselhaft, aber gute Eigenschaften sind dabei ebenfalls identifizierbar. Probiert es also ruhig mal selber aus!

P.S. Dies ist wahrscheinlich das einzige Spiel überhaupt, in dem der Protagonist die vierte Wand durchbricht, um dem Spieler zu sagen, die CD könne eventuell schmutzig sein.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz