Kether
für CD-i

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Mr Creosote:
Firma: Infogrames / Philips Interactive Media
Jahr: 1993
Genre: Action, Denkspiel
Thema: Fliegen / Science Fiction / Mythen und Sagen
Sprache: English, Nederlands, Deutsch, Français
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 11008
Rezension von Mr Creosote (20.08.2016)
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Der Planet Kether, eine sterbende Welt. Eine böse Kraft, die sich Khork nennt gewinnt immer stärkeren Einfluss. Ihr neueste Coup ist die Entführung der Prinzessin Eta Carene. Der Eroberer des Lichts (eine andere körperlose Macht) beauftragt den Weltraumritter Melkhor sie zu befreien und seinen Erzfeind zu ein für allemal zu überwinden. Zutritt in Khorks Raumschiff kann Melkhor jedoch nur erlangen, wenn er vorher vier Tempel (Malkhut, Hod, Hokmah, Gevurah) besucht und dort Weisheit erlangt…

Das Spiel ist prinzipiell dreigeteilt. Erstens gibt es Reisen durch den Weltraum, in denen Melkhor Hindernissen (sowohl stationär, als auch beweglich) ausweichen muss. Zweitens gibt es kleine Logikrätsel, die allesamt bekannt sein sollten: Memory, Master Mind, Senso… Drittens warten noch Labyrinthe in Ego-Perspektive.

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…und niemals das Zähneputzen vergessen!

Keiner der drei Teile ist spielerisch besonders beeindruckend. Die Rätsel sind alte Hüte. Die Labyrinthe halten sich konzeptuell an die schrittweise Bewegung in 90°-Richtung und die Handhabung ist etwas übersensibel. Oft läuft man an Korridoren, in die man eigentlich abbiegen will, unwillentlich vorbei. Nicht gerade optimal, wenn permanent die Gefahr besteht, dass ein Gegner über einen herfällt. Der Raumflug ist noch der relative Höhepunkt. Die stylische Grafik spricht an, auch wenn die Sequenzen natürlich vorberechnet wurden und über die abgespielten Filmchen nur das Sprite des Spielerraumschiffs gelegt wird (alles andere wäre technologisch noch nicht möglich gewesen). Dadurch ist die Bewegungsfreiheit natürlich eingeschränkt und die teilweise wilden automatisch ausgeführten Richtungsänderungen machen es stellenweise unmöglich vorherzusehen, wo sich ein Hindernis denn nun befinden wird, sobald es in Reichweite kommt.

Sowohl letzteres, als auch die Bewegungsprobleme in den Labyrinthen werden durch den großzügigen Umgang mit Lebensenergie und zahlreichen Gelegenheiten zur Heilung wieder aufgewogen. (In diesem Kontext: Leider bestand zur Verfassungszeit ein Problem im Emulator mit der Anzeige der Energie und der Leben, so dass man nicht explizit sieht, wie viel man davon noch hat. Das Spiel kann trotzdem durchgespielt werden – siehe Tipps.)

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Was mich an dem Spiel überzeugt hat, ist allerdings gar nicht mal das brauchbare Gameplay, das ganz unterhaltsam, aber kaum spektakulär ist. Vielmehr handelt es sich bei Kether einfach um ein sehr gut produziertes Spiel. Die Sprecher sind in allen vier Sprachen ein Highlight – hervorragend auf Englisch und Niederländisch, gut auf Deutsch und Französisch. Das Spiel (das selbst von einem guten Soundtrack getragen wird) wird immer wieder kurz für Zwischensequenzen unterbrochen, in denen der Eroberer einem kryptische Hinweise gibt, Khork einen verhöhnt oder Eta Carene eine Nachricht schickt.

Im Zeitalter von Wikipedia ist die Erkenntnis anhand der Namen, dass die Weltraumaction nur äußerliches Symbol für einen introspektiven, symbolischen Kampf mit sich selbst auf dem Weg zur spirituellen Erleuchtung darstellen soll, nicht weit entfernt. Es ist wahrscheinlich nicht zu viel verraten, wenn man erwähnt, dass Motive der unendlichen Geschichte entnommen zu sein scheinen. Insgesamt bleibt der Plot natürlich minimal und insbesondere die Einwürfe des Eroberers halten natürlich tatsächlich keinerlei philosophischer Betrachtung stand (im Prinzip wiederholt er mit verschiedenen Worten immer wieder das Mantra „du bist deines Schicksals Schmied“). Doch immerhin ist die Fassade beeindruckend und diesen kompetenten Sprechern zuzuhören, wie sie absichtlich gnadenlos überziehen, ist eine wahre Freude!

Na dann. Verhöhnt mich ruhig, dass ich mich von einem „Multimedia“-Blender habe einfangen lassen. Klar dies ist kein tolles Spiel, wenn man sich nur die harten Fakten anschaut. Trotzdem ist es ein sehr gutes Unterhaltungsprodukt und genau das hatte Philips doch mit dem CD-i (das sie lange Zeit überhaupt nicht als Spielekonsole vermarkteten) im Sinn gehabt, oder? Der Schlüssel dazu, so etwas zu genießen: Kopf aus, nichts hinterfragen! Sobald man anfängt zu Fragen, warum Melkhor mitten durch das Asteroidenfeld fliegt, obwohl links, rechts, oben und unten nur freier Raum zu sehen ist, fällt das Kartenhaus sehr schnell in sich zusammen…

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