Code name: Hell Squad
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:
Weitere Titel: Hellpigs
Firma: Digital Dreams
Jahr: 2000
Genre: Action, Adventure
Thema: Science Fiction / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 9879
Rezension von Mr Creosote (07.01.2017)
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Seltsame, inkonsistente Groß- und Kleinschreibung im Titel und eine Introsequenz direkt aus Deutschlands lustigste Heimvideos, in der ein paar Osteuropäer in viel zu großen Anzügen sich als „FBI“ ausgeben – die Erwartungen sind nicht sehr hoch. Der Plot über einen Nachwuchsalien, der irgendwo in der tiefsten Provinz der Erde einiges Chaos auslöst und eine militärische Kommandoeinheit, die sich seiner annehmen soll – akzeptabel. Das Designziel war wohl, so etwas wie einen 80er-Jahre-Schwarzenegger-Film im Adventureformat zu machen. Warum nicht, immerhin ganz originell.

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Nach dem Intro liegen die Dinge zum Glück etwas anders. Die eigentliche Spielgrafik sieht gut aus. Die digitalisierten Sprites bewegen sich flüssig und sind gut in die schön gezeichneten Hintergründe eingefügt. Die Steuerung lässt die Augenbrauen sich dagegen nach oben verschieben: Anstatt offensichtlich auf die Maus zu setzen verwendet das Spiel auf eine Kombination aus Bewegung per Joystick und ein paar Tastaturbefehlen für bestimmte Aktionen. Die Bewegung funktioniert gut und Aktionen werden automatisch per Kontext und Umgebung intelligent gewählt. Die Identifikation relevanter Objekte in den Szenen wird dagegen zum Problem.

Die Rätsel drehen sich um die Verwendung semi-futuristischer Technologie, um Pfade zu neuen Bildschirmen zu eröffnen. Von Interesse sind vor allem die nicht-feindlichen Charaktere, die teilweise die Alieninvasion anscheinend noch gar nicht bemerkt haben. Doch auch die Interaktionen mit solchen beschränken sich darauf, ihnen den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen, um dadurch – im übertragenen Sinne – weitere Türen geöffnet zu bekommen.

Feindbegegnungen sind andererseits viel zahlreicher. Grüne Humanoide überfallen den Spieler mit ihren Maschinengewehren in hoher Frequenz. Ist der Energiebalken erschöpft, ist… das Spiel nicht vorbei. Die Spezialität des Spiels liegt darin, dass man zwischen vier identischen (geklonten?) Protagonisten jederzeit umschalten kann. Seltsamerweise werden die jeweils drei nicht aktiven Figuren „eingefroren“ und ihre Lebensenergie dabei aufgeladen. Damit noch nicht genug, die vier teilen sich ein einziges Inventar. D.h. wenn man mit einem etwas mitnimmt, dann ist dieses Objekt sofort für alle verfügbar. Was natürlich überhaupt keinen Sinn ergibt, dem Spieler aber immerhin ordentlich Hin- und Hergerenne erspart.

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Soweit, so gut. Hell Squad ist tatsächlich recht spielbar, da die Action ganz fair bleibt und die Rätsel sind auch ziemlich leichtgewichtig. Insgesamt ist das Spiel ohnehin recht kurz, wohl aufgrund seiner wechselhaften Veröffentlichungsgeschichte: Nachdem der ursprünglich geplante Publisher abgesprungen war, sprang ein anderer viel später ein, wollte aber wohl nicht mehr viel investieren.

Womit sich das Spiel selbst zu Grunde richtet ist sein Erzähltonfall. Im Rückgriff auf den Einstieg dieser Rezension war das „gewöhnungsbedürftige“ Intro noch lange nicht der Tiefpunkt. Jenes könnte man sogar noch als einigermaßen charmant empfinden. Die Atmosphäre und damit letztlich auch den Spaß tötet die versuchte „Coolness“, die die Protagonisten an den Tag legen (selbstverständlich mit identischen Aussprüchen, da sie ja den gleichen Kopf teilen). Die Äußerungen, die einem das Spiel in den Mund legt, sind geradezu schauderhaft, und der Tonfall springt wild umher: Direkt hintereinander bekommt man ängstliche Bedenken und dann aber Meta-Witzeleien.

Selbst ein „Actionfilm“ braucht ein Mindestmaß an Schreibqualität. Kann man darüber hinwegsehen, dann soll man es gerne ausprobieren. Aber ich habe euch gewarnt!

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