Caren and the Tangled Tentacles
für C64

Mr Creosote:
Firma: Prior Art
Jahr: 2015
Genre: Adventure
Thema: Cartoon & Comic / Krimi / Unfertig
Sprache: Deutsch, English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 9145
Rezension von Mr Creosote (14.01.2017)
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An einem an sich ganz normalen Arbeitstag entdeckt Chemikerin Caren eine kopflose menschliche Leiche in einem der Wassertanks der Biologen. Um wen handelt es sich? Was ist da bloß passiert? Und warum zum Teufel entwickelt irgendjemand im Jahr 2015 noch ein neues Adventure auf dem C64? Zumindest die letzte Frage lässt sich leich beantworten: Weil man's kann!

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Caren, inspiriert von den frühen Lucasfilm-Adventures, bietet eine sehr professionelle Spielerfahrung. Man bewegt einen Cursor mit dem Joystick über den Bildschirm. Der Joystickknopf bewegt Caren umher (soweit möglich). Hält man den Knopf etwa eine Sekunde lang gedrückt (konfigurabel), öffnet sich ein Aktionsmenü, aus dem man etwas untersuchen oder benutzen sowie mit einem Inventarobjekt kombinieren kann.

Dieses Interface, das sogar Abkürzungen wie Doppelklick auf einen Ausgang, um direkt dorthinzuspringen, ist sehr effizient – es geht sogar einfacher von der Hand als das klassische SCUMM-Interface. Dafür leidet es jedoch unter ein paar Einschränkungen. Inventarobjekte können beispielsweise nie mehr angeschaut werden. Erinnert man sich also nicht, was ein Icon darstellen soll, hat man halt Pech gehabt. Auch erlaubt die Engine nicht, mehrere Inventarobjekte miteinander zu kombinieren.

Natürlich ist das Spiel entsprechend letzterer Beschränkung designt, d.h. man braucht das auch nie. Doch das wirkt sich natürlich auf die Rätsel aus. Jene sind recht logisch, aber auch ziemlich einfach. Die Protagonistin gibt stellenweise trotzdem noch dicke Hinweise oben drauf. Im Hinblick auf geänderte heutige Spielgewohnheiten vielleicht nachvollziehbar.

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Damit hält der Spaß mit Caren leider nicht sehr lange. Abrubt endet es sogar urplötzlich und wirkt an dieser Stelle geradezu unfertig: Man findet die Identität des Opfers sowie den Modus Operandi des Mordes heraus, Mörder und dessen Motivation bleiben jedoch im Dunkeln. Ein wenig enttäuschend. Genauso, wie es auch etwas seltsam ist, dass Caren niemandem von der kopflosen Leiche erzählt.

Technisch ist das Spiel an C64-Standards gemessen in der Oberklasse zu verorten. Die Musik ändert sich pro Szene und das sogar mit schönen Übergängen. Die Grafik ist schön detailliert, farbenfroh und generell attraktiv anzuschauen. Ein paar technische Spielereien lockern die Atmosphäre zusätzlich auf. Beispielsweise kann man auf dem Fernseher der Protagonistin Pong spielen und der leicht einseitige „Dialog“ mit der Rezeptionistin, der im Hintergrund immer weiterläuft, erinnert an Grim Fandango. Auch an praktische Belange wurde gedacht; so kann man beispielsweise jederzeit die Sprache zwischen Englisch und Deutsch umschalten.

Es sollte klar sein, wie viel Herzblut in dieses Spiel geflossen ist. Abgesehen von der Länge kann sich Caren and the Tangled Tentacles locker mit der Oberklasse des klassischen Genres messen. Es ist nicht nur eine liebevolle Hommage an diese, sondern auch für sich gesehen ein hervorragendes Spiel. In der Folge seiner Popularität wurde eine leicht erweiterte Version (ein zusätzlicher Raum) sogar auf physikalischem Datenträger in einer richtigen Verpackung verkauft. Ein verdienter Erfolg!

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