The Masterplan
für PC (Linux)

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Mr Creosote:
Firma: Shark Punch
Jahr: 2015
Genre: Strategie, Denkspiel, Action
Thema: Cartoon & Comic / Humor / Polizei & Verbrecher
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 8344
Rezension von Mr Creosote (18.02.2017)
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Die frühen 1970er Jahre, Schauplatz der großen Gaunerfilme – ein Thema, das man in der Computerspielwelt bislang noch eher selten antrifft. The Masterplan nimmt sich der Hinterlassenschaften der wenigen Klassiker dieses Nischengenres an und mischt sie mit ein paar thematischen Entwicklungen neuerer Industrieentwicklungen.

Man übernimmt die Rolle eines frisch aus dem Gefängnis entflohenen Brüderpaars, das sich durch Planung und Durchführung von Raubüberfällen zu sanieren gedenkt. Zuerst werden kleine Brötchen gebacken, beispielsweise im Tante-Emma-Laden an der Ecke oder einer Kneipe. Später nimmt man den Juwelier ins Visier. Bis einen schließlich der Größenwahn packt und man sich für fähig hält, das ganz große Ding zu drehen: Fort Knox. Oder aber, da es leider nur 20 mögliche Einbruchsziele gibt, man versucht dies aus Mangel an Alternativen, der sich schnell einstellt.

Wie läuft das ab? Anders als in anderen Spielen des Genres (na ja, also den beiden) laufen die Überfälle komplett in Echtzeit und ohne entscheidende vorherige Planung ab. Man steuert alle Figuren gleichzeitig, d.h. die beiden Protagonisten plus angeheuerte Gestalten sowie unter bestimmten Umständen sogar NPCs. Das wird nur dadurch möglich, dass das Geschehen jederzeit angehalten und Befehle gegeben werden können, bevor man sich dann anschaut, wie es damit weitergeht.

Prinzipiell ist es sogar vorgesehen, komplexe Abfolgen von Befehlen vorzuplanen, doch praktisch ist dies kaum sinnvoll nutzbar. Anweisungen können nämlich jeweils nur auf Basis des aktuellen Weltzustands gegeben werden. Dadurch wird eine eigentlich simple Gesamtaktion wie das Aufschließen einer Tür, sie zu öffnen und durchzuschreiten unmöglich planbar.

Diese Einschränkung macht das Geschehen stellenweise recht hektisch. Von dem Moment, an dem man eine Waffe zieht, um die zufällig anwesenden Zivilisten in Schach zu halten, damit sie nicht die Polizei rufen, muss es schnell gehen. Ob das konzeptuell nun der langsamen Planung im ruhigen Hotelzimmer wie in Der Clou! vorzuziehen ist, oder man doch lieber eine Mischung wie in They Stole a Million hätte, ist geschmackssache. Ich persönlich tendiere zum strategischeren Vorgehen, doch die Vor- und Nachteile sind jeweils nicht direkt vom Tisch zu wischen.

Dieses actionreichere Spielprinzip von The Masterplan wird leicht problematisch durch dessen Bedienung. Wie bereits angedeutet spielt das Ausschalten von Personen eine große Rolle bei den Raubzügen. Die dazugehörige Waffenmechanik ist recht ausgefeilt und durchdacht. Doch da liegt leider der Hund begraben.

Beispielsweise ist es so, dass nur Personen im Blickfeld des bewaffneten Gangsters von diesem in Schach gehalten werden können. Obwohl das Interface es erlaubt bestimmte Personen anzuvisieren und dadurch dem Spieler sogar direkte Kontrolle über diese Leute zu geben, geschieht es viel zu oft, dass man seinen Charakter versehentlich dreht und… na ja, das war's dann, den Überfall können wir von vorn beginnen. Was in späteren, komplexen Level ziemlich schmerzhaft ist, da man die bisher durchgeführten Planungen ja nicht speichern und wieder abspielen kann. Endgültig bescheuert wird das, wenn man einerseits zwar nicht länger als eine Sekunde jemandem den Rücken zudrehen darf, andererseits aber manchmal sehr wohl durch Wände schauen und drohen kann.

Abgesehen von solchen Schludrigkeiten ist The Masterplan hervorragend. Das Weltmodell mit seinen Waffen, Wächtern, Schlüsseln, Werkzeugen und Überwachungskameras (inklusive deren Steuerungsanlagen) macht jeden Überfall zu einem interessanten Rätsel steigender Komplexität.

Das Spiel bringt einem gekonnt die notwendigen Konventionen und Mechaniken bei. Die potentiell nervigen Routineaufgaben – wie das Anheuern von Helfern, das Einkaufen der Ausrüstung oder Besuche bei Hehlern – sind entweder sehr simpel gehalten oder vollkommen ausgelassen, so dass man sich ganz auf das Kernspiel konzentrieren kann. Die audiovisuelle Präsentation mit ihrem klaren Comicstil und reduzierten, aber funktional glasklaren Soundeffekten sprechen auf für die Sympathie mit dem Spiel. Man will und wird es mögen, denn es ist einfach unterhaltsam. Ein unterhaltsames Spiel, das aber noch besser hätte sein können. Bei einem um 90% reduzierten Preis braucht man sich aber keinesfalls über den Kauf zu grämen.

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