Scotland Yard
für C64

Mr Creosote:
Firma: Markt & Technik
Jahr: 1987
Genre: Denkspiel
Thema: Brettspiel / Umsetzung eines anderen Mediums / Spionage / Krimi / Polizei & Verbrecher / Textbasiert
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 7963
Rezension von Mr Creosote (19.05.2018)
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Scotland Yard war in den 80er Jahren eine Riesensache auf dem Brettspielmarkt. Wirklich jeder befand sich auf der Jagd nach Mister X und lernte dabei London zumindest oberflächlig kennen. Mit jenem Spiel hat dieses Scotland Yard allerdings nichts zu tun, doch trotzdem kennt man den Spielinhalt aus der Brettspielwelt. Nur nennt es sich dort Sherlock Holmes Criminal-Cabinet. Lizenz: nicht vorhanden. Der Diogenes-Club taucht trotzdem auf.

Ein Dutzend Kriminalfälle, inklusive eines kurzen Tutorials, stehen zur Auswahl. Statt eines Meisterdetektivs befindet man sich jedoch in der Rolle eines namenlosen Inspektors der englischen Polizei. Dem allerdings die gleichen Ermittlungsmittel zur Verfügung stehen.

Soll heißen: Nachdem man seinen Auftrag bekommen hat, kann man aus seinem Adressbuch beliebige mögliche Zeugen oder Beteiligte heraussuchen und befragen. Oder nach ihrer kriminellen Vorbelastung in den Akten forschen. Oder konsultiert die Tageszeitung nach Hinweisen. Oder aber besondere Informationskanäle offizieller oder weniger offizieller Natur anzapfen. So lange, bis man glaubt, alles durchschaut zu haben und dem Chef die Lösung präsentieren zu können.

Was dann dergestalt geschieht, dass er einem Fragen stellt, die man im Freitext zu beantworten hat (wie überhaupt alles auf Textbasis abläuft). Leider kann man im Vorhinein nicht unbedingt erahnen, was man überhaupt gefragt werden wird. Und bei Tippfehlern oder Synonymen spielt der Parser natürlich nicht mit. Leider eine etwas unglückliche Krücke und interessanterweise wird nach Beweisen grundsätzlich nicht gefragt: Die Behauptung reicht anscheinend zur Verurteilung. Oder geht es Scotland Yard etwa nur um die Offenlegung der Wahrheit an sich ohne weitere Konsequenzen?

Die intuitive Bedienung sowie klar geschriebene Texte helfen dem Spieler, auf das eigentliche Puzzle zu fokussieren. Dabei steckt der Teufel häufig im Detail; genaues Lesen und Bemerken scheinbar beiläufiger Informationen wird vorausgesetzt. Leicht hintertrieben wird das Konzept des rekursiven Befragungsmarathons (die ersten Zeugen führen zu weiteren Informanten usw.) dadurch, dass das Spiel sich keinen Status merkt. So kann man per Zufall auf einen Informationsschnippsel stoßen, der überhaupt noch nicht motiviert wurde oder Ähnliches.

Doch anscheinend sind die beiden spielerischen Probleme (Präsentation der Lösung, Management des Informationsstands) fundamental konzeptuell verankert, denn als die Vorlage mehrere Jahre später offiziell umgesetzt wurde, fanden sich beide Krücken identisch wieder. Präsentationstechnisch wurde das Geschehen durch abgefilmte Videoschnippsel aufgewertet, andererseits musste man auf den hier vorhandenen Fall-Editor verzichten. Klar, letzterer bringt heutzutage nicht mehr so viel (etwa auf einem Kuriositätslevel mit Electronic Arts' Make your own Murder Party), aber trotzdem eine schöne Beigabe.

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