Eye of the Beholder III: Assault on Myth Drannor
für PC (DOS)

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Mr Creosote:
Firma: SSI
Jahr: 1993
Genre: Rollenspiel
Thema: Kämpfen / Schwerter & Magie
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 8869
Rezension von Mr Creosote (26.05.2018)
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Das schwarze Schaf der Eye-of-the-Beholder-Reihe… Wie allgemeint bekannt waren die Westwood Studios, Entwickler der ersten zwei Spiele und Liebling der Fans, nicht am dritten Teil beteiligt. Was augenscheinlich Grund genug ist, Assault on Myth Drannor als verachtenswertes Machwerk in der Luft zu zerreißen. Doch hat diese Verachtung überhaupt eine faktische Basis?

Tatsächlich gibt sich das Spiel einige Mühe, solche Ansichten zu bestätigen, was schon mit dem aus dem vorigen Spiel wiederverwerteten Titelbildschirm losgeht. Oder aber dem spielerischen Einstieg, der in einem Veteranen bestimmt vertrauten Wald beginnt. Dieser Wald ist allerdings viel größer, was sich nicht als Vorteil zeigt. Er ist dermaßen ausladend, verwirrend und labyrinthig (voller versteckter Passagen, deren Eingänge erstmal freigelegt werden müssen, und die sich hinter dem Spieler wieder schließen), dass die meisten Spieler ihn wahrscheinlich niemals überwinden werden. Allein auf Basis dieses Spielteils muss die Bewertung tatsächlich negativ ausfallen.

Erreicht man dann endlich die titelgebende Stadt Myth Drannor und daraufhin den Magierturm, steigert sich die Qualität des Leveldesigns spürbar. Die Stadt selbst ist immer noch leicht enttäuschend, da es sich eigentlich gar nicht um eine Stadt handelt: Der Eindruck von Straßen, Häusern, Plätzen usw., die sich zu einem logischen Ganzen formen, bleibt dem Spieler verwehrt. Da die beiden Vorgänger in solcherlei Umgebungen gar nicht erst stattfanden, hat man hier die Chance verpasst, eben jene geliebten Vorgänger zu übertreffen. Der Magierturm erinnert dann jedoch immerhin an Darkmoon. Apropos Darkmoon, auch das hiesige Monsterdesign kann sich durchaus mit dem von dort bekannten messen. Unfreundliche Begegnungen sind dabei gar nicht mal so hochfrequent, aber wenn es dazu kommt, trifft man auf einfallsreich gestaltete Kreaturen, an denen die eigene Party ziemlich zu knabbern hat. Gefährlich genug, die gesamte Party im Handstreich in den Boden zu schmettern, wenn man nicht vorsichtig ist. Nur gut, dass man das Spiel bereits mit hochlevelligen Charakteren beginnt, und somit Kleriker sogar bereits Wiederbelebungssprüche im Repertoire haben…

In altbekannter SSI-Tradition (man denke an die „Goldbox“-Rollenspiele) ist EOB III nicht gerade ein Innovationsmotor. Man bekommt einen „All-Attack“-Knopf, der einem durch so manchen hektischen Kampf hilft. Charaktere in der zweiten Reihe können mit Speeren in den Kampf eingreifen. Nett gezeichnete Bilder zwischen den Levels sowie Begegnungen mit freundlich gesinnten Charakteren treten häufiger auf. Sich der Party anschließende NPCs verfügen über interessante, bislang unbekannte Spezialfähigkeiten. Nichts Weltbewegendes und Automapping vermisst man leider weiterhin schmerzlich.

Mangelnde Innovation ist ja an sich nichts Schlimmes. Das große Problem des Spiels liegt vielmehr in der Designentscheidung, es schlechtestmöglich zu beginnen, d.h. indem es den Spieler zwingt, sich durch wirklich schreckliche Levels zu kämpfen, die überhaupt keinen Spaß machen, aber natürlich trotzdem vollständig erkundet werden müssen, da man die versteckten Ausrüstungsgegenstände sowie die Kampferfahrung später dringend brauchen wird. Mit einem besseren ersten Akt könnte es durchaus die gleiche Qualität wie der heiß geliebte Vorgänger erreichen. Von dem zwanghaften Innovationsdenken muss man sich natürlich verabschieden, was nach 25 Jahren allerdings nicht mehr so schwierig sein sollte. Wobei meine einschränkenden Worte wahrscheinlich ohnehin in der endlosen Wiederholung der ewig gleichen Vorurteile untergehen werden…

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