Gunboat – River Combat Simulation
für PC (DOS)

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Mr Creosote:
Firma: Accolade
Jahr: 1990
Genre: Simulation, Action
Thema: Schifffahrt / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 2366
Rezension von Mr Creosote (17.04.2021)
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Eine Kampfsimulation rund um Flussbote? Das ist schon etwas Besonderes zwischen den hunderten von U-Boot-, Schlachtschiff-, Panzer- und Helikoptersimulatoren (um gar nicht anzufangen mit Jets…). Die Kampagne schickt einen direkt in einigermaßen aktuelle Konflikte in Vietnam, Kolumbien und dem Panamakanal, wodurch gleich mal ein etwas ekliger Beigeschmack entsteht. Aber gut, schauen wir stattdessen mal auf die Spielbarkeit.

Auf den ersten Blick erscheint alles vielversprechend. Da man Flüsse heruntertuckert, tritt das typische Problem, sich im offenen zweidimensionalen Raum zu verlieren (noch schlimmer in Flug- und U-Boot-Simulationen ), schonmal per Definition nicht auf. Das kleine Kanonenboot ist mit gerade mal vier Besatzungsmitgliedern bemannt, also durch einen Spieler allein zu beherrschen. Also fast.

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Die tatsächlich sichtbare 3D-Landschaft ist aus Leistungsgründen klein gehalten

Der spielerische Grundgedanke ist, dass der Spieler jede der vier Positionen selbst besetzen kann und die anderen dann jeweils vom Computer gesteuert werden, der Spieler aber dazu noch generelle Befehle geben kann. Soll heißen wenn der Spieler am Steuerrad steht, kann er immer noch die Eröffnung des Feuers (oder dessen Einstellung) kontrollieren. Treffen die betrunkenen Computerkanoneure nicht, kann man stattdessen das Steuerrad abgeben und selbst Hand anlegen, jedoch auf Kosten vielleicht nicht optimaler Navigation, aber entscheiden, ob man an der nächsten Abzweigung links oder rechts weiterfahren möchte, kann man beispielsweise immer noch.

Bevor man jedoch blind auf alles ballert, sollte man sichergehen, was sich da überhaupt bewegt. Das Töten von Zivilisten, eigener Soldaten oder von Geiseln tut der Karriere nicht gut. Doch handelt es sich tatsächlich um Feinde, ist alles erlaubt. Die verschiedenen Kanonen sind mit unbegrenzter Munition ausgestattet (die Anleitung erklärt, das Boot sei komplett vollgestopft mit Munition und Treibstoff, genug für Tage), so dass Präzision sekundär wird. Angesichts gut gepanzerter Gegner wie Panzer und Helikopter muss man diese Entscheidung der Simulation gutheißen.

Der Versuch einer ernsthaften Simulation tritt ohnehin recht weit in den Hintergrund. Der typische Platz des Spielers ist an einer der Kanonen. So wird Gunboat zu einer Art prototypischen Railshooter: Man wird automatisch herumgefahren und versucht dabei, die durchs Bild rauschenden Gegner abzuballern. OK, „rauschen“ ist vielleicht etwas zu viel gesagt. Alles spielt sich eher gemächlich ab. Trotzdem ähnelt das Spielgefühl dem doch sehr, wenn man grob auf die Gegner zielt und abdrückt.

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Es versteht sich von selbst, dass man CGA besser nicht wählt

Apropos Gegner, auch deren künstliche Intelligenz entspricht – ebenso wie die Unterstützung auf dem Boot – nicht ganz den Erwartungen. Was hat man denn für aus Hollywoodfilmen vermittelte Bilder im Kopf aus dem Vietnamkrieg? Doch ganz sicher nicht offene Konfrontation, sondern kleine Guerillaeinheiten, die aus dem Nichts auftauchen und zuschlagen, bevor sie sich ebenso plötzlich wieder in Luft auflösen. In diesem Spiel stehen feindliche Soldaten einfach offen am Strand herum, eröffnen das Feuer und bleiben dort stehen, selbst wenn man das Feuer erwidert.

Die Abwechslung leidet außerdem darunter, dass es nur eine Landkarte pro Land gibt. Soll heißen, solange man sich in Vietnam aufhält, lernt man die wenigen Flussläufe sehr genau kennen, da man sie wieder und wieder herunterfährt, um immer neue Aufgaben zu erfüllen. Wobei zumindest die verwendeten Ecken und Abzweigungen variieren.

Zwar bekommen die Spieler ein wenig mehr Freiheit, doch der Accolade-Stempel könnte nahelegen, dies als eine Art geistiger Nachfolger von The Train: Escape to Normandy zu sehen. Zwar war nicht direkt das gleiche Personal involviert, doch der grafische Stil und auch das Spielprinzip ist letztlich sehr ähnlich. Nur äußerlich ordnen sich die beiden Spiele genretechnisch unterschiedlich ein. Beschweren muss man sich über die Ähnlichkeit nicht, denn auch das genannte frühere Spiel war ja recht unterhaltsam. Gunboat gelingt es allerdings ebensowenig, das doch eher beschränkte Spielprinzip aufzubrechen.

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