Shadow of the Comet
für PC (DOS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5.3/6
Firma: Infogrames
Jahr: 1993
Genre: Adventure
Thema: Umsetzung eines anderen Mediums / Sonstige Fantasy / Horror
Sprache: Francais, English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 33854
Rezension von Mr Creosote (04.06.2002)
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Das Dorf Illsmouth. Ein Rathaus, eine Post, eine kleine Anlegestelle und ein paar Wohnhäuser. Nichts wirklich Besonderes, es ist wie die Verkörperung der „heilen Welt“, keine Probleme der modernen Welt tauchen hier auch nur annähernd auf.

Für Astronomen hat es jedoch zumindest eine Attraktion: Von hier aus kann der Halley'sche Komet am besten beobachtet werden. Das letzte Mal, als der Komet sich 1834 der Erde näherte, tat der Wissenschaftler Lord Boleskine genau dieses - und wurde dabei aus unbekannten Gründen wahnsinnig!

76 Jahre später wird John Parker, Journalist bei einer großen Tageszeitung, dorthin geschickt, um Fotos des sich wieder nähernden Kometen zu machen, und eine Reportage zu schreiben. Bei seiner Ankunft in Illsmouth wird er vom Bürgermeister und dem Dorfarzt, der ihm freundlicherweise ein Quartier angeboten hat, begrüßt. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Einwohner spazieren gut gelaunt durch die Straßen. Doch der Komet nähert sich und er beginnt bereits, seinen Schatten zu werfen...

Wenn irgendetwas beim Lesen im Hinterkopf klingelt, ist man schonmal im Vorteil. Wie Alone in the Dark zuvor basiert Shadow of the Comet auf Howard Phillip Lovecrafts Cthulu-Zyklus. Und (zumindest meiner Meinung nach) es fängt die Atmosphäre der Bücher um einiges besser ein als das ältere actionorientierte Spiel.

Ich will jetzt nicht zu viel von der Story verraten, aber ein paar Grundzüge, um auf den Geschmack zu kommen: Ein uralter Kult, der böse Gottheiten anbetet, versucht, die besondere Konstellation der Sterne zu nutzen, um ihren Göttern wieder Zugang zur Erde zu verschaffen. Man entdeckt das Geheimnis des Dorfes, einiger Familien, ihres scheinbar unsterblichen „Gurus“, untote Leichen, die in ihrer eigenen Gruft leben und letztlich sogar alte Kultstätten voller Monstrositäten.

Shadow of the Comet ist also ein ernsthaftes Horror-Adventure. Es gibt auch eine Prise trockenen Humor - gelungen! Die Story ist gut ausgearbeitet, die Spannung steigt langsam, aber unaufhaltsam. Genauso muss es sein.

Besonders erwähnenswert ist, wie die Designer versucht haben, das Dorfleben so realistisch wie möglich zu „emulieren“. Der Gemischtwarenladen hat natürlich nicht den ganzen Tag geöffnet. Wenn man zur richtigen Zeit auf den Marktplatz geht, kann man dort das Konzert einiger Zigeuner erleben. Manchmal machen ein paar Charaktere auch einfach einen Spaziergang durch die Stadt oder den Wald. In echt sind diese Handlungsweisen natürlich nicht zufallsgesteuert (obwohl das auch sehr interessant hätte werden können...). Wenn man den Anfang zum dritten Mal spielt, wird man Wiederholungen bemerken. Aber es ist schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.

Ein paar „unwichtige“ Subplots basieren auf diesen Geschehnissen. Parker scheint für einige (besonders weibliche) Charaktere die Faszination der „großen weiten Welt“ zu repräsentieren. Leider brechen diese Stränge einfach irgendwann ab oder laufen ins Leere (oder hat es irgendjemand geschafft, die Einladung zum Tee von der älteren Dame und ihrer Nichte wahrzunehmen?) Wiederum eine sehr gute Idee, aber nicht konsequent genug durchgezogen.

Technisch gesehen benutzt das Spiel die selbe Engine wie alle Infogrames-Adventures aus dieser Zeit (siehe beispielsweise Eternam). Die Grafik ist sehr schön gezeichnet, nur die Sprites sehen etwas eckig aus. Die Steuerung läuft über die Tastatur: Man steuert die Laufrichtung durch die Cursortasten und aktiviert die Verben über den jeweils ersten (englischen) Buchstaben des Worts oder das Menü (TAB drücken). Funktioniert reibungslos, bis auf die nervige „Sichtlinie“: Um Gegenstände zu entdecken und manipulieren muss man solange herumlaufen, bis eine Linie vom Auge zum Objekt erscheint - nur dann kann man etwas damit anstellen. Insgesamt eine gute Engine.

Die Puzzles sind größtenteils logisch und fair, aber nicht allzu originell. Mal abgesehen vom Anfang (wo man wirklich „frei“ ist) ist es eigentlich immer offensichtlich, was das nächste Ziel ist, das Spiel wird mit jedem „Tag“ linearer. Es wirkt ein wenig so, als hätten die Designer plötzlich unter Zeitdruck gestanden, und sich deshalb auf den eigentlichen Lösungsweg konzentrieren müssen :( Es gibt auch ein paar wenige Actionszenen, aber diese erfordern keine schnellen Reflexe. Adrenalinschübe sind trotzdem garantiert :)

Atmosphäre. Sie macht dieses Spiel zum Klassiker. Es schafft es einfach, den Spieler vor dem Bildschirm zu fesseln - gleich nachdem man die ersten paar Personen getroffen hat muss man einfach wissen, was als nächstes passiert! Und hinzu kommt natürlich der „Krimifaktor“: Wer ist in diese Verschwörung verwickelt? Wer steckt wirklich dahinter? Was ist eigentlich wirklich der genaue Plan? Ihr werdet es herausfinden - aber bereitet euch auf ein „schockierendes“ Erlebnis vor!

Bemerkung am Rande: 1994 brachte Infogrames eine „erweiterte“ CD-ROM-Version von Shadow of the Comet heraus. Diese beinhaltet vollständig vertonte Dialoge und Maussteuerung. Letztere ist so grottenschlecht, dass ich lieber kein weiteres Wort darüber verliere! Zusätzlich enthält die CD ein selbstlaufendes Programm mit dem Titel „Ein Besuch im Lovecraft-Museum“. Wie im Spiel läuft man dort herum und kann sich die Exponate angucken. Nett. Im Gegensatz zu Infogrames' Behauptungen gibt es allerdings keine neuen Charaktere, Puzzles und Dialoge.

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