Gesetzgebung
für PC (DOS)

Mr Creosote:
Firma: Deutscher Bundestag
Jahr: 1994
Genre: Strategie, Action
Thema: Lernspiel / Multiplayer / Politik / Werbespiel
Sprache: Deutsch
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 26809
Rezension von Mr Creosote (22.06.2002)
Avatar

Dies ist ein besonderes Werbespiel. Es bewirbt nicht ein Produkt oder irgendeine Firma. Es fordert einen nicht auf, etwas zu kaufen. Aber etwas Verwandtes ist es trotzdem: politische Propaganda! Und es fordert einen durchaus auf, all diesen Kram, der dort verzapft wird, für bare Münze zu nehmen...

Was wird also genau beworben? Das politische System der BRD (falls jemand diese Abkürzung nicht kennen sollte: Das ist „Deutschland“). Jeder Spieler muss drei Gesetzesentwürfe durch die Instanzen bringen, so dass sie in Kraft treten können. Dazu muss der süße Antragssprite alle Instanzen (wörtlich) durchlaufen: den Bundestag, die Ausschüsse und so weiter. In jeder Instanz wartet ein kleines Spiel auf einen. Entweder ein Quiz über unser politisches System und dessen Geschichte oder eine Arcadesequenz.

Die Fragen sind größtenteils sehr einfach, jeder halbwegs gebildete Deutsche sollte keine Probleme damit haben (sowas wie „Wer wählt den Bundeskanzler?“). Andererseits muss ich im Hinblick auf die allgemeine Dummheit, die man leider täglich zu Gesicht bekommt die letzte Aussage wohl wieder zurückziehen.

Die Actionsequenzen sind z.B. Breakout oder ein Labyrinth. Hier trägt die äußerst schwammige Steuerung negativ zum Schwierigkeitsgrad bei. Es mag am zu schnellen Computer liegen, aber manche sind beinahe unspielbar! Zum Glück reicht es aber meistens zumindest noch, um nicht vollständig an ihnen zu scheitern.

Kenner sollten beim letzten Absatz hellhörig geworden sein: Gesetzgebung stammt aus der berüchtigten „Softwareschmiede“ Glamus. Wem das nichts sagt, dem sei gesagt, dass diese Firma noch für einige andere sehr ähnliche Propagandaspiele verantwortlich ist.

Das Spiel war wahrscheinlich dazu gedacht, von Schülern im Politikunterricht gespielt zu werden. Und dafür ist es auch gar nicht so schlecht. Klar, die Quizfragen sind viel zu wenige, sie wiederholen sich schon beim zweiten Gesetz. Aber auf diese Weise kann sich wirklich jeder diese paar Informationen merken - das Spiel vermeidet es, den Spieler mit zu viel Informationen zu erschlagen, stattdessen gibt es nur grundlegende Sachen.

Das eigentliche Problem bei der Erfüllung seines Sinns ist allerdings ein anderes: 1994 begann jene Übergangsphase in den Vorlieben der Computerspieler, nach der die junge Zielgruppe grundsätzlich nur noch an „coolen Ego-Shootern“ interessiert war. Ein „trockenes“ Spiel wie dieses ist ja so „uncool“! Ohne Zwang würde die Zielgruppe es also nicht anrühren. Und die meisten deutschen Schulen befanden sich 1994 noch in der „medialen Steinzeit“, Computer wurden erst Jahre später angeschafft und benutzt (wenn überhaupt bis heute geschehen). Daraus schlussfolgernd kam Gesetzgebung wohl nicht viel zum Einsatz, und konnte somit seinen Zweck nicht erfüllen. Was schon ein bisschen schade ist, denn an sich ist es nicht so schlecht.

Wer sich für Politik / Bürokratie interessiert, dem sei dieses Spiel empfohlen. Es ist ein netter Versuch, nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand, aber der Großteil ist zeitlos (bis zur nächsten Revolution...). Ein letzter Tipp: Die hohlen Standardphrasen im Minispiel „Rede halten“ sind für nicht-Unterstützer des parlamentarischen Systems wie mich wirklich witzig ;)

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz