Privateer
für PC (DOS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5.7/6
Weitere Titel: Wing Commander: Privateer
Firma: Origin
Jahr: 1993
Genre: Simulation, Action
Thema: Geschäftswelt / Fliegen / Piraten / Science Fiction / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 46953
Rezension von Mr Creosote (08.11.2006)
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Tja, was kann ich überhaupt noch über ein so beliebtes Spiel schreiben, was noch nicht gesagt wurde. Nicht viel. Und was soll ich es überhaupt beschreiben – kennt doch eh jeder! Andererseits vielleicht doch noch nicht 100% aller Menschen, also eine kurze Einführung.

In Privateer übernimmt man die Rolle eines (Überraschung) Freibeuters, der im Gemini-Sektor des Wing Commander - Universums operiert. Dabei handelt es sich nicht gerade um Grenzgebiet (am äußersten Rand geht es zumindest in Richtung der Kilrathi), also ist alles ein wenig ruhiger als in den „regulären“ Wing Commander - Spielen.

Auch die sich zwar verzeigende, aber trotzdem feste Missionsstruktur gibt es nicht. Stattdessen bewegt sich Privateer auf den von Elite vorbestimmten Pfaden: Man fliegt frei herum und verdient sich sein Geld so, wie es einem gefällt. Zum Beispiel durch Handel. Auf einem Planeten billig Waren einkaufen, und woanders wieder abstoßen. Dafür gibt es ein grobes Schema verschiedener Planetenklassen: Auf landwirtschaftlichen Planeten ist Nahrung billig zu haben, auf Minenplaneten dagegen sehr gefragt. Natürlich gibt es deutlich mehr Waren, und nicht alles ist so offensichtlich wie dieses Beispiel.

Dann gibt es natürlich trotzdem noch Missionen. Diese fallen in verschiedene Kategorien: Die Händlergilde könnte einen zum Beispiel beauftragen, etwas zu transportieren oder eines seiner Mitglieder zu eskortieren, während die Söldnergilde eher Patroullien oder Kopfgeld auf Piraten anbietet. Wo wir gerade bei den Piraten sind, ihr Weg steht dem Spieler natürlich ebenfalls offen - mit dem Schmuggeln illegaler Drogen lässt sich schnell sehr viel Geld machen, aber beinhaltet das Risiko, auf Patroullien zu stoßen.

Wohin mit dem ganzen Geld? Man kann bessere Schiffe kaufen und sie besser ausrüsten. Am Anfang des Spiels hat man ein Modell aus zweiter Hand, das nicht mehr gerade dem neuesten Stand der Technik entspricht. Selbst mit neuen Waffen, zusätzlichem Laderaum und all diesen Sachen kommt man damit nie übers Mittelmaß hinaus. Einen deutlichen Qualitätssprung bieten dagegen die drei zivilen Schiffe (zur Erinnerung: Man gehört in diesem Spiel nicht dem Militär an), die auf dem freien Markt verfügbar sind: die Orion (in der Anleitung als „Panzer“ beschrieben), die Galaxy (ein großes Handelsschiff) und die Centurion (ein mittelgroßer Jäger). Diese Modelle können ebenfalls wieder mit verschiedenstem Equipment aufgerüstet, und so den Wünschen des Spielers angepasst werden.

Falls all das in Orientierungslosigkeit mündet, versteckt sich im Spiel auch noch eine Story. Diese kann jederzeit durch Besuch eines bestimmten Planeten begonnen werden und sie dreht sich um ein Artefakt außerirdischer Herkunft. Zwar ist das auch nicht viel mehr als das Springen von einem Auftraggeber, der einem vorgefertigte Missionen gibt, zum nächsten, aber trotzdem eine nette Abwechslung von den sonstigen Zufallsmissionen, besonders, da einige dieser „Storymissionen“ etwas ausgefeilter sind. Selbst, nachdem man diese „Kampagne“ beendet hat, kann man natürlich weiterspielen, so lange man möchte.

Privateer macht den Einstieg sehr leicht. Am Anfang ist man auf ein einziges Sonnensystem beschränkt, was, wie sich herausstellt, durchaus zum Vorteil des Spielers ist: In einer sehr ruhigen Umgebung mit nur geringen feindlichen Elementen kann man erste vorsichtige Schritte wagen und ein wenig mit dem Handel vertraut werden. Sobald man sich dann entschließt, diese Sicherheit zu verlassen, wird es härter, aber der Spieler sollte einigermaßen vorbereitet sein.

Der Handel ist nicht allzu komplex (siehe oben), also ist es nicht nötig, handschriftlich Listen mit Preisen und Verfügbarkeit zu führen. Und obwohl das Fliegen auf jeden Fall ein paar zusätzliche Tasten selbst bei Benutzung eines dieser Monsterjoysticks benötigt, geht es in seiner actionreichen Ausrichtung leicht von der Hand. Womit wir beim Realismusgrad wären, der natürlich sehr niedrig ist. Raumschiffe drehen mal eben plötzlich auf dem Fleck um, im luftleeren Raum gibt es Explosionen und so weiter. Das zeigt nochmals, das sich das Spiel eher an Gelegenheitsspieler, als Hardcode-Experten richtet. Mit dieser Voraussetzung im Hinterkopf ist es hervorragend.

Es gelingt dem Spiel, ein einigermaßen glaubwürdiges und „lebendiges“ Universum zu erzeugen. Man trifft dauernd auf andere Schiffe (nicht beschränkt auf die Typen, die man selbst fliegen kann), die entweder Händler, Söldner, Miliz, Militär, Piraten, Kilrathi oder „Retros“ (eine religiöse Sekte, die Reisen durch den Weltraum komplett abschaffen will - indem sie jeden, der es wagt, abschießt) sind. Diese Gruppen haben jeweils verschiedene Einstellungen dem Spieler gegenüber, je nach dem, wie man sie bisher behandelt hat. Wenn man dauernd Piraten abschießt, wird man von deren Freunden natürlich sofort angegriffen. Wenn man sie andererseits gegen die Miliz unterstützt, können sie durchaus zu Freunden werden. Auch trifft man jede Menge Charaktere, die die Story vorantreiben und ein paar individuelle Planeten mit eigenen „Gesichtern“ sind auch eingestreut. Einfach simpler Spaß.

Weniger lustig waren allerdings die Marketingmethoden. Wie zu der Zeit bei Origin üblich wurde das Spiel in mehreren „Modulen“, die man einzeln erwerben musste, vertrieben. Zentrales Herzstück war natürlich das eigentliche Spiel. Dann gab es das Speech Pack, das nach Installation alles Dialoge über den Lautsprecher erschallen lassen. Kurz darauf kam eine Erweiterung namens Righteous Fire heraus, die eine zweite Kampagne enthält (dabei geht es um die Retros). Eine Zeit lang konnte man noch über Pläne für die SVGA-Upgrade lesen, aber das kam dann doch nicht mehr. Vor allem das Konzept eines Speech Packs, für das die Kunden nochmal ca. 20€ hinblättern sollten, wurde heftig kritisiert - zurecht. Extra bezahlen für Soundeffekte? Zum Glück ein Geschäftsmodell, dass sich nicht durchgesetzt hat.

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