Eine gute Anfangsszene ist wahrscheinlich der wichtigste Teil jeder Geschichte. Ein Mann wird in eine industrielle Megastadt verschleppt. Der Helikopter stürzt ab und er kann knapp entfliehen. Er verbirgt sich in einer Fabrik. All das begleitet von einem hervorragenden Soundtrack, dessen Rhythmus mit dem metallischen Stampfen der Maschinen geradezu zu einer untrennbaren Einheit verschwimmt. Wie kann man danach das Spiel nicht lieben? Beneath a Steel Sky hat sich bereits vor jeglicher Interaktivität einen solchen Bonus erarbeitet, dass es im Weiteren schwierig sein sollte, diesen noch zu verspielen. Tja, und das schafft es auch nicht. Und versucht es auch nicht. Selbst wenn hier und da kleinere Flecken auf der eingangs lupenreinen Weste auftauchen.
Nach ihrem eher experimentellen ersten Spiel wurde man bei Revolution Software hiermit wieder etwas konservativer. Man könnte es auch „klassische Interpretation des Adventuregenres“ nennen, je nach Perspektive. Robert Foster, vom Spieler gesteuert, steht alleinig im Zentrum seiner Geschichte. Nichts geschieht in dieser Welt, ohne dass Foster es irgendwie auslöst. Früh gesellt sich der menschlichste Roboter-Sidekick seit Planetfalls Floyd zu ihm, der in wunderbar sarkastischem Tonfall seine Kommentare abgibt, und sein Identitätsboard im Spielverlauf auch immer wieder gerne in neue Hüllen eingesetzt sieht. Dieses Duo möchte also das Mysterium um Fosters Entführung aufdecken, das natürlich mit dem Schicksal der gesamten Stadt zusammenhängt. Mit der Namensgebung des Oberbösen Overman, der ungesehen im Hintergrund die Fäden zieht und dessen Handlanger in SS-Uniformen herumlaufen, ist die moralische Verortung der offiziellen Autoritäten wohl klar. Doch warum wollen sie Foster?
Die Dringlichkeit von Flucht und Verfolgung geht nach den ersten Szenen allerdings erstmal verloren. Im typischen Adventurestil eröffnet sich langsam, Schritt für Schritt, die Welt. Die tollen Hintergrundgrafiken, gezeichnet von keinem Geringeren als Dave Gibbons, hält die Atmosphäre jedoch Alles in Allem aufrecht.
Die Anleihen an Metropolis in der Stadtgestaltung und ihrer Struktur, in der die Reichen in bräsiger Sicherheit im Untergrund leben, während der gemeine Pöbel direkt unter den Wolken schuftet, enden allerdings, sobald man die ansässigen Personen kennenlernt. An Rebellion denkt hier keiner; stattdessen sorgt sich die Arbeiterklasse eher um das Mittagssandwich. Die reiche „Elite“ wird primär von einem ignoranten Idioten repräsentiert. Menschen sind in dieser Welt anscheinend immer noch Menschen.
Die starken, atmosphärischen Szenen wie beispielsweise die Erforschung des verlassenen U-Bahnsystems werden also durch jede Menge Komik unterbrochen. Stellenweise wird die Grenze zur überzogenen Unlustigkeit überschritten, insbesondere in der Gerichtsszene, die nun wirklich nicht mehr mit dem Thema eines Unterdrückerregimes in Einklang zu bringen ist. Und dann sind da noch die Abstecher ins Cyberspace bzw. die virtuelle Realität. Dieser abstrakte Schauplatz, ein Muss im Cyberpunk-Genre, ist natürlich schwierig gut darzustellen. Leider ist dieser Versuch recht fade geraten.
Apropos fade, dies beschreibt leider beinahe gleich das Spielgeschehen mit. Positiv bewertet könnte man es als harmlos bezeichnen. Die Bedienung, die nur zwischen anschauen und verwenden unterscheidet, tut unaufdringlich ihren Dienst. Die Rätsel sind solide, aber Alles in Allem wenig einfallsreich. Durch die Bank logisch und in Kombination mit der Simpelbedienung, die ohnehin keine differenzierten Aktionen zulässt, bleibt man niemals ernsthaft stecken. Jeglicher Frust wird dadurch vermieden, aber entscheidend positiv bleibt auch nichts hängen.
Da sich den Spielern also nichts in den Weg stellt, können sie einfach die Szenerie genießen, die Grafik und die schönen Animationen genießen und sich das Mysterium langsam auf die vorhersehbare, aber trotzdem unterhaltsame Weise auflösen sehen. Denn Beneath a Steel Sky bietet sozusagen den Archetypen einer Geschichte. Genrefans werden es sicher genießen.
Technisches: Die Diskettenversion besteht aus 15 Disketten, also ist vom Spielen ohne Festplatte stark abzuraten. Wenn man diese Version hat, sollte man sich nicht auf das mitgelieferte Installationsprogramm verlassen, da es einen Bug hat, der die Installation nach den ersten Disketten scheitern lässt. Also muss man den Inhalt der restlichen Disketten manuell auf die Festplatte kopieren. Die CD-Version (für das CD32 hergestellt, läuft aber auch problemlos auf einem A1200 oder A4000 mit CD-Laufwerk) ist zusätzlich vollständig vertont.Einen Nachteil hat sie: Man kann keine Spielstände auf Festplatte speichern. Stattdessen bekommt man von Zeit zu Zeit „Abschnittscodes“, die einem das Weiterspielen an der entsprechenden Stelle ermöglichen.
Kommentare (3) [Kommentar schreiben]
Ich hab das Spiel gerade mit WinUAE auf ner Festplatte installiert. Das funzt super, aber man muss halt, wie es schon in der Beschreibung steht, die disk's manuell Kopieren. Was aber kein Problem ist. Hier ein paar Tips dafuer, da ich auch erst eine Weile probieren musste bis ich das hinbekommen hab.
1. mit disk 15 install-Prog starten und soweit
1. mit disk 15 install-Prog starten und soweit