Beneath A Steel Sky
für Amiga

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Mr Creosote:Besucherwertung:
4/6
Firma: Revolution Software / Virgin
Jahr: 1994
Genre: Adventure
Thema: Apokalypse / Cartoon & Comic / Humor / Science Fiction
Sprache: English, Deutsch, Francais, Italiano
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 48264
Rezension von Mr Creosote (26.09.2020)
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Eine gute Anfangsszene ist wahrscheinlich der wichtigste Teil jeder Geschichte. Ein Mann wird in eine industrielle Megastadt verschleppt. Der Helikopter stürzt ab und er kann knapp entfliehen. Er verbirgt sich in einer Fabrik. All das begleitet von einem hervorragenden Soundtrack, dessen Rhythmus mit dem metallischen Stampfen der Maschinen geradezu zu einer untrennbaren Einheit verschwimmt. Wie kann man danach das Spiel nicht lieben? Beneath a Steel Sky hat sich bereits vor jeglicher Interaktivität einen solchen Bonus erarbeitet, dass es im Weiteren schwierig sein sollte, diesen noch zu verspielen. Tja, und das schafft es auch nicht. Und versucht es auch nicht. Selbst wenn hier und da kleinere Flecken auf der eingangs lupenreinen Weste auftauchen.

Nach ihrem eher experimentellen ersten Spiel wurde man bei Revolution Software hiermit wieder etwas konservativer. Man könnte es auch „klassische Interpretation des Adventuregenres“ nennen, je nach Perspektive. Robert Foster, vom Spieler gesteuert, steht alleinig im Zentrum seiner Geschichte. Nichts geschieht in dieser Welt, ohne dass Foster es irgendwie auslöst. Früh gesellt sich der menschlichste Roboter-Sidekick seit Planetfalls Floyd zu ihm, der in wunderbar sarkastischem Tonfall seine Kommentare abgibt, und sein Identitätsboard im Spielverlauf auch immer wieder gerne in neue Hüllen eingesetzt sieht. Dieses Duo möchte also das Mysterium um Fosters Entführung aufdecken, das natürlich mit dem Schicksal der gesamten Stadt zusammenhängt. Mit der Namensgebung des Oberbösen Overman, der ungesehen im Hintergrund die Fäden zieht und dessen Handlanger in SS-Uniformen herumlaufen, ist die moralische Verortung der offiziellen Autoritäten wohl klar. Doch warum wollen sie Foster?

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Die Dringlichkeit von Flucht und Verfolgung geht nach den ersten Szenen allerdings erstmal verloren. Im typischen Adventurestil eröffnet sich langsam, Schritt für Schritt, die Welt. Die tollen Hintergrundgrafiken, gezeichnet von keinem Geringeren als Dave Gibbons, hält die Atmosphäre jedoch Alles in Allem aufrecht.

Die Anleihen an Metropolis in der Stadtgestaltung und ihrer Struktur, in der die Reichen in bräsiger Sicherheit im Untergrund leben, während der gemeine Pöbel direkt unter den Wolken schuftet, enden allerdings, sobald man die ansässigen Personen kennenlernt. An Rebellion denkt hier keiner; stattdessen sorgt sich die Arbeiterklasse eher um das Mittagssandwich. Die reiche „Elite“ wird primär von einem ignoranten Idioten repräsentiert. Menschen sind in dieser Welt anscheinend immer noch Menschen.

Die starken, atmosphärischen Szenen wie beispielsweise die Erforschung des verlassenen U-Bahnsystems werden also durch jede Menge Komik unterbrochen. Stellenweise wird die Grenze zur überzogenen Unlustigkeit überschritten, insbesondere in der Gerichtsszene, die nun wirklich nicht mehr mit dem Thema eines Unterdrückerregimes in Einklang zu bringen ist. Und dann sind da noch die Abstecher ins Cyberspace bzw. die virtuelle Realität. Dieser abstrakte Schauplatz, ein Muss im Cyberpunk-Genre, ist natürlich schwierig gut darzustellen. Leider ist dieser Versuch recht fade geraten.

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Apropos fade, dies beschreibt leider beinahe gleich das Spielgeschehen mit. Positiv bewertet könnte man es als harmlos bezeichnen. Die Bedienung, die nur zwischen anschauen und verwenden unterscheidet, tut unaufdringlich ihren Dienst. Die Rätsel sind solide, aber Alles in Allem wenig einfallsreich. Durch die Bank logisch und in Kombination mit der Simpelbedienung, die ohnehin keine differenzierten Aktionen zulässt, bleibt man niemals ernsthaft stecken. Jeglicher Frust wird dadurch vermieden, aber entscheidend positiv bleibt auch nichts hängen.

Da sich den Spielern also nichts in den Weg stellt, können sie einfach die Szenerie genießen, die Grafik und die schönen Animationen genießen und sich das Mysterium langsam auf die vorhersehbare, aber trotzdem unterhaltsame Weise auflösen sehen. Denn Beneath a Steel Sky bietet sozusagen den Archetypen einer Geschichte. Genrefans werden es sicher genießen.

Technisches: Die Diskettenversion besteht aus 15 Disketten, also ist vom Spielen ohne Festplatte stark abzuraten. Wenn man diese Version hat, sollte man sich nicht auf das mitgelieferte Installationsprogramm verlassen, da es einen Bug hat, der die Installation nach den ersten Disketten scheitern lässt. Also muss man den Inhalt der restlichen Disketten manuell auf die Festplatte kopieren. Die CD-Version (für das CD32 hergestellt, läuft aber auch problemlos auf einem A1200 oder A4000 mit CD-Laufwerk) ist zusätzlich vollständig vertont.Einen Nachteil hat sie: Man kann keine Spielstände auf Festplatte speichern. Stattdessen bekommt man von Zeit zu Zeit „Abschnittscodes“, die einem das Weiterspielen an der entsprechenden Stelle ermöglichen.

Archivierte Rezension(en) ↓

Rezension von Mr Creosote (21.01.2003)
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Wenn's beim ersten Versuch nicht klappt... Lure of the Temptress war kein wirklich gutes Spiel, doch trotzdem heimste es viele positive Stimmen ein - man könnte wohl sagen, es gibt Spiele, die noch mehr überbewertet sind. Danach nahm Revolution Software sich die Zeit, die nötig war, und heraus kam ein wirklich gelungenes Spiel!

Robert Foster (nach der Biermarke benannt - kein Witz!) kam als kleines Kind in den „Gap“ (das verseuchte Land außerhalbd er Städte, wo nur Außenseiter und Freaks leben) - sein Helikopter stürzte ab und seine Mutter starb. Ein Stamm adoptierte ihn und nun, da er zum erwachsenen Mann herangewachsen ist, ist seine Erinnerung an sein früheres Leben verblasst. Er hat gelernt, wie man in der Wildnis überlebt und sein bester Freund ist ein Roboter namens Joey.

Eines Tages nähert sich wieder ein Helikopter, diesmal voller Soldaten. Sie wollen Robert wieder „nach Hause“ holen, und zögern auch nicht, dafür jeden im Dorf umzubringen. Wieder über der Stadt kreisend bekommt das Fluggerät allerdings wieder Probleme und stürzt ab... und gibt Robert die Möglichkeit zu fliehen. Doch jetzt ist er in der Stadt, einem modernen Metropolis (nicht die Stadt Supermans, sondern die aus Langs gleichnamigem Film), unbekanntes Gebiet für ihn!

Wie kann er den Sicherheitsbeamten entfliehen? Was wollen diese eigentlich von ihm? Wer ist dieser „Overmann“? Und welche Rolle spielt der alles verbindende Supercomputer „LINC“? Vielleicht stecken auch noch Saboteure aus Hobart, einer konkurrierenden Stadt, dahinter?

Es ist mir leider unmöglich, objektiv über dieses Spiel zu urteilen, da Dave Gibbons daran mitgewirkt hat. Es gibt wohl kaum etwas, das einen größeren Bonus bei mir hervorriefe! Für die armen Seelen, denen der Name nichts sagt: Gibbons hat an einigen der besten Comics aller Zeiten mitgewirkt, sowohl als Autor als auch natürlich als Zeichner. Als erstes muss da natürlich Watchmen genannt werden, weitere sind 2000 A.D., Green Lantern und aktuell hat er das Logo von Oni Comics designed und er schreibt The Originals.

Für dieses Spiel hat Gibbons nicht nur die Hintergrundgrafiken gezeichnet und die Charaktere mitgestaltet, sondern auch einen achtseitigen kompletten Comic, der das Intro ersetzt, gemacht. Sicherlich nicht seine beste Arbeit, aber für Computerspielstandards ist es natürlich über alle Maßen gelungen! Witzigerweise kommen die Zeichnungen im Spiel selbst besser rüber als im Comic.

Beneath A Steel Sky präsentiert sich als erfrischend konservatives Point & Click - Adventure. Es gehört zur letzten Generation dieses Genres, also gibt es keinerlei Verben, sondern nur die linke („anschauen“) und rechte Maustaste („benutzen“). Durch dieses übermäßig vereinfachte System ist Steckenbleiben beinahe unmöglich, da auch die Rätsel weitestgehend logisch sind. Außer an den paar Stellen, an denen man Pixelsuche betreiben muss.

Die Story entwickelt sich ganz gut und ohne größere Klopser, Joey versorgt einem immer wieder mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, die meisten Orte und Personen passen sich natürlich ein. Doch natürlich ist auch das nicht alles perfekt. Ein paar Szenen scheinen einfach völlig in der Luft zu hängen, ohne Verbindung zum sonstigen Geschehen. Z.B. die Gerichtsszene, die nur für ein paar billige Lacher gut ist, keinerlei Einfluss auf die Story hat und überhaupt nicht zur Grundstimmung des Spiels passt. Das selbe mit den ziemlich öden „Virtual Reality“ - Sequenzen. Manchmal ist gerade das Weglassen einer an sich vielleicht guten Grundidee, wenn man sie nicht in den natürlichen Handlungsfluss einbauen kann, eine Gabe.

Beneath A Steel Sky ist mit Abstand Revolution Softwares bestes Spiel. Weder vorher noch danach haben sie es jemals wieder geschafft, ein sowohl einigermaßen forderndes (alle späteren Spiele sind nur noch Abfolgen von Bildern, durch die man durchlaufen muss, ohne etwas zu tun) als auch interessantes Spiel herzustellen. Nicht nur einen Blick wert, sondern es sollte in jedermanns Sammlung vorhanden sein.

Technisches: Die Diskettenversion besteht aus 15 Disketten, also ist vom Spielen ohne Festplatte stark abzuraten. Wenn man diese Version hat, sollte man sich nicht auf das mitgelieferte Installationsprogramm verlassen, da es einen Bug hat, der die Installation nach den ersten Disketten scheitern lässt! Also muss man den Inhalt der restlichen Disketten manuell auf die Festplatte kopieren.

Die einfachere Alternative ist die CD-Version (für das CD32 hergestellt, läuft aber auch problemlos auf einem A1200 oder A4000 mit CD-Laufwerk), die zusätzlich auch vollständig vertont ist. Die Stimmen sind eigentlich alle gut, nur der vorherrschende schottische Akzent mag dem einen oder anderen sauer aufstoßen. Ob allerdings der übliche US-Akzent viel besser ist? Einen Nachteil hat die CD-Version: Man kann keine Spielstände auf Festplatte speichern. Stattdessen bekommt man von Zeit zu Zeit „Abschnittscodes“, die einem das Weiterspielen an der entsprechenden Stelle ermöglichen.

Einige Internetseiten erwähnen die Existenz einer zweiten CD-Version, die den AGA-Chipsatz voll ausnutzen soll, aber ich konnte niemals einen Beweis bekommen - niemand konnte mir je einen Screenshot mit mehr als 32 Farben zeigen. Deshalb gehe ich davon aus, dass diese Leute einfach über die CD32-Version gestolpert sind, und automatisch angenommen haben, dass es dann wohl auch automatisch AGA ist. Falls allerdings jemand diese Version tatsächlich hat, würde ich gerne mehr darüber erfahren!

Noch eine Anmerkung: Downloads dieses Spiels von hier sind legal!

Kommentare (3) [Kommentar schreiben]

djacidb:
Bei funzt das nich mit dem Dikettenwechsel
Byron Dexter:

Ich hab das Spiel gerade mit WinUAE auf ner Festplatte installiert. Das funzt super, aber man muss halt, wie es schon in der Beschreibung steht, die disk's manuell Kopieren. Was aber kein Problem ist. Hier ein paar Tips dafuer, da ich auch erst eine Weile probieren musste bis ich das hinbekommen hab.

1. mit disk 15 install-Prog starten und soweit

1. mit disk 15 install-Prog starten und soweit

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