Loom
für Amiga (OCS/ECS)
Auch verfügbar für: PC (EGA) / PC (VGA)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5.3/6
Firma: Lucasfilm Games
Jahr: 1990
Genre: Adventure
Thema: Sonstige Fantasy / Horror / Einzigartig
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 35269
Rezension von Mr Creosote (26.01.2003)
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1990 war das Jahr von Monkey Island. So überwältigend, so erfolgreich, dass es alles andere überschattete - inklusive dieses kurz zuvor rausgekommenen Produkts der selben Firma. Das soll nicht heißen, dass dieses Spiel „Underground“ oder eine „Rarität“ wäre - im Gegenteil. Es war ein Bestseller und sogar heute noch ist es eines der bekanntesten Adventures. Nur eben nicht so sehr wie Monkey Island. Und auch nicht so einhellig positiv bekannt wie Monkey Island...

Nach einigen Erfolgen ist es immer leicht, auf der Welle mit ähnlichen Produkten weiterzuschwimmen. Nach Maniac Mansion, Zak Mc Kracken und Indiana Jones 3 war Monkey Island tatsächlich „nur“ die „logische“ Konsequenz. Loom hingegen nicht. Obwohl es unbestreitbar zum selben Genre gehört, ist es alles andere als „konventionell“.

Normale Adventures haben ein Inventar, in dem die Dinge, die der Spieler mitnimmt, aufgehoben werden. In Loom gibt es sowas nicht, weil der Spieler einfach gar nichts mitnimmt. Stattdessen interagiert man ausschließlich direkt mit der Umgebung. Durch die Benutzung von Verben, aber wiederum nicht wie in anderen Adventures. Die Hauptaufgabe ist es herauszufinden, wie man diese Befehle überhaupt auslöst! Das ist storytechnisch bedingt - welch eine glückliche Fügung für den Autor dieses Tests...

Es ist der siebzehnte Geburtstag von Bobbin Threadbare. Der Ältestenrat seiner Gilde, der Weber, haben ihm einen Nachrichtengeist geschickt, um ihn zu sich zu rufen. Im Versammlungsraum angekommen beobachtet Bobbin die Verhandlung gegen seine Adoptivmutter Hetchel. Seltsame Vorwürfe (die ihn selbst betreffen) werden ihr gemacht und letztlich kommt der Rat zu dem Urteil, sie in einen Schwan zu verwandeln, und von der Insel der Weber zu verbannen. Der entsprechende Spruch wird in den großen Webstuhl gesponnen, doch mitten in der Zeremonie geht etwas schief, der gesamte Rat wird in Schwäne verwandelt - und sie fliegen davon. Bobbin ist der letzte Einwohner der Insel.

Doch er weiß sich zu helfen: Er schnappt sich den Stab des Ältesten, mit dem er schon oft Sprüche gesponnen sehen hat, aber er selbst hat es noch niemals versucht. Deshalb sind seine Fähigkeiten sehr beschränkt. Zumindest die theoretischen Grundlagen kennt er jedoch, da Hetchel ihn manchmal in einem Buch über Webermagie lesen ließ.

Die Magie der Weber basiert auf Musik. Vier Töne setzen sich in richtiger Kombination und Reihenfolge zu einem Spruch zusammen. Und so ist der Kreis zu den Rätseln sehr elegant geschlossen: Bobbin kennt noch keine Sprüche, er muss sie erst noch lernen. Das kann man tun, indem man seine Umwelt beobachtet. Vielleicht sieht man andere Personen Sprüche benutzen - wie praktisch und einfach. Anfangs ist man allerdings wie besagt allein, also muss man genauestens seine Umwelt beobachten. Die Tropfen einer auslaufenden Flasche machen Töne. Könnte dies auch ein Spruch sein? Genau das ist das Konzept. Jetzt muss man sich nur noch ein Versuchsobjekt suchen, dass man magisch „ausleeren“ will, und die Noten nachspielen, um zu sehen, ob es klappt.

Auf diese Weise „lernt“ der Spieler immer mehr „Befehle“. Diese Sprüche sind bei jedem Spielen unterschiedlich, d.h. keine Komplettlösung kann sagen „der Spruch für 'Licht' ist EFFE“, denn obwohl das zutreffend gewesen sein mag, als der Autor es spielte, ist es wahrscheinlich, dass es beim nächsten Start eine andere Tonkombination ist.

Loom richtet sich an Einsteiger in das Adventuregenre sowie jüngere Spieler. Einsteiger, weil es ziemlich einfach ist, die Lösung der Rätsel ist meist ziemlich offensichtlich, und es ist auch ziemlich kurz und vollkommen linear - es in zwei bis drei Stunden zu lösen dürfte für erfahrene Spieler kein Problem sein.

Jüngere Spieler, weil es an sich ein Märchen ist. Ein Märchen über ein von Magie durchflossenes Land, bewohnt von Menschen, die in verschiedenen Gemeinden leben (Gilden genannt), von denen jede ihre eigene Philosophie hat. Diese Gilden sind um verschiedene Berufsstände gerankt, also beispielsweise Weber, Schmiede, Kleriker, Magier, Schäfer usw. Eine ziemlich einfache Welt, mit einfach einzuordnenden Einwohnern.

Das meine ich durchaus nicht negativ. Teile der Welt sind absolut einfallsreich und gut ausgedacht. Für Erwachsene werden auch noch ein paar philosophische Grundfragen eingestreut und ein paar indirekte, aber nicht allzu versteckte politische Andeutungen auf „unsere“ Welt gemacht. Wer das Spiel wegen seiner „Kindlichkeit“ ablehnt, der ist wahrscheinlich ein Teenager, der gerade vor einem oder zwei Jahren aufgehört hat, Grimms Märchen zu lesen, und jetzt „voll da drübersteht“.

Loom gibt einem die Wahl über drei Schwierigkeitsgrade, je nach musischer Vorbildung. Der einfachste zeigt die Noten der Sprüche, die man hört, direkt an, so dass man sie ohne Schwierigkeiten notieren und nachspielen kann. Der mittlere Schwierigkeitsgrad gibt einem immer noch ein paar visuelle Hilfen, und auf dem schwierigsten muss man sich dann ganz auf das Gehör verlassen. Vom Selbstzweck der zusätzlichen Herausforderung mal abgesehen, wird man für seinen Mut mit zusätzlichen Zwischensequenzen belohnt - die besten verpasst man auf den niedrigeren Leveln...

Jetzt bleibt nur noch eines aufzulösen in diesem Test: Die Sache mit dem „nicht so einhellig positiv“. Soviel gibt es darüber eigentlich nicht mehr zu sagen. Es ergibt sich bereits aus den vorher gesagten Dingen, warum manche Leute nicht so sehr begeistert sind von Loom: Die Story schreckt alle „coolen“ ab, die Bedienung und die Rätsel schrecken alle ab, die einfach nur eine Komplettlösung eins-zu-eins nachspielen wollen, und auch diejenigen, die nicht willens sind, mal einen Stift und Papier zur Hand zu nehmen, um ein paar Notizen zu machen.

Zusammengerechnet dürften das mehr als 90% der heutigen Spieler sein. 1990 waren es vielleicht 50% - aber das ist nur geraten. Andererseits haben diejenigen, die das Spiel mögen, eine überdurchschnittlich starke Bindung zu ihm aufgebaut! Das erklärt wohl auch die immer noch relativ starke Präsenz des Spiels im heutigen Internet. Auf offizieller ( = Lucas Arts) Seite hat wohl die negative Seite die Oberhand gewonnen: Ein Nachfolger wurde nie produziert, es ist keiner geplant, und höchstwahrscheinlich wird sich das auch niemals ändern. Kein späteres Spiel hat die Idee, Musik direkt ins Spielkonzept zu integrieren, übernommen. Eigentlich schade, denn das hätte der Abwechslung in Computerspielen gut getan - und das ist eine neutrale Feststellung, unabhängig davon, was man persönlich von der Idee hält.

Kommentare (7) [Kommentar schreiben]

Butterflyking:

Ich hab das Game auch zu hause. Hab es damals auf einer dieser "Bestseller-Games" Zeitschriften gekauft. War zusammen mit "Zak Maccracken" und "maniac mansion" auf einer CD.

handbuch ist leider nur als Kopierschutzzettel vorhanden, aber ich denk man bekommt es sicher auf einer der AW-Seiten die manuals zum Download anbieten. (Ich glaub Underdogs hat so eine Section)

hab hier nen link
http://www.replacementdocs.com/download.php?view.626

MIDCAB:
Ein wirklich einzigartiges Spiel. Ich habe es mir vor 16 Jahren gekauft, einmal durchgespielt und immer noch nicht vergessen. Ein Klassiker.
Siemering:
Schönes altes Game, leider habe ich kein Handbuch, kann jemand helfen?
Kleine_Lennymaus:

Schönes Spiel, vor 10 Jahren das letzte mal gespielt,:-)
vor einer Woche wiedergefunden:-)
und nu bin ich ohne Handbuch! :-/

Balthazar:
Boah das waren noch zeiten *errinert sich mit freude an die 10-adventure-pc-version*
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