Prince
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:
Firma: Frames / Arc Software Publishing
Jahr: 1989
Genre: Strategie
Thema: Multiplayer / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 21277
Rezension von Mr Creosote (14.10.2008)
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Prince wurde als „Kriegsspiel für Leute, die normalerweise keine Kriegsspiele spielen“ beworben, und ist so als einer der zahlreichen Versuche zu sehen, die das Genre einer größeren Zielgruppe zugänglich machen wollten, indem sie attraktive Grafik und einfache Mausbedienung boten, und das Spielprinzip etwas weniger komplex (oder auch „flacher“, je nach Sichtweise) gestalteten. Dabei reit es sich nahtlos in die lange Reihe gescheiterter Versuche ein.

Im Spiel dreht sich alles um eine Insel, auf der zwei Herrscher sich gegenseitig ihre Armeen auf den Hals schicken, um endlich die alleinige Kontrolle über das Land zu erkämpfen. Bevor es richtig losgeht, kann man zwischen ein paar Optionen wählen, z.B. eine der acht vorgefertigten Inseln oder die Größen und Zusammensetzungen (Ritter, Fußsoldaten) der Armeen. Es gibt drei Stufen dazu, wann und ob Gegner sichtbar werden / sind (heutzutage würde man das wohl als „Fog of War“ bezeichnen) und zuguterletzt ist das Spielen über eine serielle Verbindung möglich - und das sogar über Systemgrenzen hinaus, also z.B. ein Amiga gegen einen Atari ST.

Dann geht es endlich auf das Schlachtfeld. Als Erstes fällt einem hier die geringe Größe auf: Selbst auf geringster Sichtbarkeitsstufe trifft man praktisch sofort auf die gegnerischen Einheiten. Gleichzeitig bedeutet das, dass man kaum Zeit und Raum hat, seine eigene Armee in schlaue Formationen zu arrangieren.

Insgesamt gibt es drei Zoom-Stufen. Die kleinste zeigt die Armee gruppiert in Regimente, die durch einfache Icons dargestellt werden. Um jedoch Befehle zu geben, muss man eine Stufe weitergehen. Hier sieht man die eigentliche Landschaft und schön gezeichnete kleine Soldaten. Nach Anklicken eines Regiments kann man es Anweisen, sich zu bewegen (in verschiedenen Geschwindigkeiten), anzugreifen oder sich neu zu ordnen. Vergrößert man die Ansicht nochmals, werden die vormals zu sehenden „Soldaten“ nochmals in nun tatsächlich einzelne Personen aufgesplittet. Befehle können nun auch kleineren Grüppchen erteilt werden.

Das eklatante Problem dabei: Nur eine dieser Stufen bietet eine Perspektive, die groß genug ist, eine sinnvolle Übersicht zu gewähren - die erste. Hier erlaubt das Interface jedoch keine Aktionen des Spielers. Also muss man sich auf die knifflige nächste Stufe begeben. So eine komplette Armee zu bewegen, wird zur schmerzlichen Aufgabe, denn man kann Einheiten nicht anweisen, „in diese oder jene Richtung“ zu ziehen, sondern ihnen nur ein Ziel angeben. Dieses Ziel muss auf dem gleichen Bildausschnitt sichtbar sein, wie die Einheit selbst - und das ist dann in etwa fünf Schritte entfernt, egal, in welcher Richtung. Dort angekommen bleibt die Einheit stehen und wartet auf weitere Befehle. Das mit zehn Regimentern (die nach wenigen Sekunden bereits chaotisch durcheinandergewürfelt sind), und man verzweifelt.

Das eigentliche Ziel ist es, den gegnerischen Prinzen zu töten - das ist ein Ritter in goldener Rüstung. Sobald einer der Prinzen gefallen ist, kann keiner der Spieler mehr Befehle geben, aber die Einheiten führen weiterhin das aus, was ihnen als letztes aufgetragen wurde. So kann es dann doch noch zu einem Unentschieden kommen, wenn auch der andere Prinz noch zu Fall kommt. Als überraschend praktisch erweist sich dann doch noch die größte Zoomstufe, wenn die eigentlichen Kämpfe beginnen: Um gezielt Gegner bestimmte anzugreifen (wie beispielsweise den feindlichen Prinzen), ist diese Ansicht die einzig brauchbare, doch auch dann nur, wenn man sich der „remove corpses“-Funktion bedient, denn sonst versinkt der Bildschirm schnell in einer undefinierbaren rot/blauen Masse.

Zugegebenermaßen ist das Geschehen jedoch wirklich recht flach. Der Spieler mit der größeren Armee gewinnt 90% der Schlachten - und ansonsten kommt es wahrscheinlich zu einem Unentschieden. Theoretisch sollen zwar die an Populous erinnernde Landschaft, die Ermüdung der Einheiten und die Art der Kämpfer (Speerträger sollen am effektivsten gegen Ritter sein, jedoch eher nutzlos gegen Schwertkämpfer usw.) das Kampfgeschehen beeinflussen, aber davon ist praktisch nur wenig zu bemerken oder kann auch nur ansatzweise ausprobiert werden, sobald die Armeen sich völlig chaotisch ineinander verharken - wovon man ohnehin wegen der fehlenden Übersicht nur einen Bruchteil wirklich mitbekommt.

Ja, Prince sieht sehr gut aus, und die Titelmusik ist hervorragend. Spielerisch gibt es jedoch wenig zu sehen, und selbst die paar Dinge, die der Spieler tun kann werden durch die Kombination von Bedienung und grafischer Perspektive unnötig kompliziert. Laut Anleitung ist es als Zwei-Spieler-Spiel konzipiert. Tatsächlich mag das der einzig sinnvolle Einsatz sein.

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