Interface
für Interpreter (Z-Code)

Mr Creosote:
Firma: Ben Vegiard
Jahr: 2009
Genre: Adventure
Thema: Humor / Science Fiction / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 15000
Rezension von Mr Creosote (16.11.2009)
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Manchmal ist es am besten, den Autoren eines Spiels dasjenige in seinen eigenen Worten beschreiben zu lassen (grob übersetzt natürlich): „Interface entstand zuerst 1984 in den Gedanken eines 14-jährigen Jungen, dessen verzweifelter Traum es war, für Infocom zu arbeiten. [...] Aus diesem Jungen wurde ich. [...] Ganz im Sinne meines jugendlichen Größenwahns habe ich das Spiel als eine Erfahrung, “wie es wohl gewesen wäre„, und als Überraschung für ein paar meiner spielenden Bekannten, geschrieben. [...] Was ihr hier also vor euch seht, ist ein Relikt alter Zeiten. Ich möchte gar nicht behaupten, dass es sich um ein Kunstwerk handelt. Jedoch halte ich es für einen ernstzunehmenden Versuch, meinen inneren 14-jährigen zufriedenzustellen; inklusive Warzen, löchrigem Plot und allem anderen, was dazugehört. Ich hoffe, dass auch euer innerer 14-jähriger (sofern denn vorhanden) Spaß haben wird.“ Wenn das mal nicht genau die Art von Spiel ist, für das diese Seite gemacht wurde...

Die naive Unschuld des Plots erinnert tatsächlich sofort an 1984: Onkel Floyd, ein genialer Erfinder, und sein Assistent Gilby fesseln den jugendlichen Protagonisten auf einem gefährlich aussehenden Stuhl, spielen mit Hebel und Knöpfen herum und... man findet sich in einem Roboterkörper wieder. Allerdings einem ziemlich schrottigen. Onkel Floyd schreit Floyd an. Irgendwas ist schiefgegangen bei dem Experiment. Gilby bekommt den Auftrag, einen mit nach Hause zu nehmen und den Transfer rückgängig zu machen. Allerdings hat dieser keinerlei Interesse daran, auch nur eine einzige Minute darauf zu verschwenden. Stattdessen plant er bereits seine Karriere in einem anderen Unternehmen. Es sieht düster aus.

Interface macht Vieles richtig - um genau zu sein das Meiste. Die Umgebung beschränkt sich auf ein paar wenige Räume, die alle permanent zugänglich sind (in einigen Fällen erst, nachdem man einmal den Weg dorthin gefunden hat, aber diesen Zugang verliert man dann niemals mehr), wodurch Sackgassen praktisch ausgeschlossen werden. Es gibt nur einen NPC (Gilby), der einen auch noch nach dem halben Spiel allein lässt, was allerdings immerhin die einzige größere Änderung in der Umgebung im Spielverlauf darstellt. Die Räume sind gut beschrieben und sie enthalten genau das richtige Maß an Objekten, um einerseits glaubwürdig und andererseits aber eben auch nicht verwirrend zu wirken. Es gibt insgesamt zwar nicht viel, aber immerhin ist das, was es zu sehen gibt, unterhaltsam umgesetzt.

Der Autor beschreibt sein Spiel als einsteigerfreundlich. Das erscheint mir allerdings nicht ganz richtig, wenn man sich die Rätsel betrachtet. Die meisten sind vollkommen offensichtlich. In der Küche ist eine Wasserpfütze, über die man nicht fahren kann, ohne dass man seine metallische Außenhülle und seine elektronischen Gedärme in Gefahr bringt - was könnte da denn wohl helfen? Eine Maschine hat einen leeren Slot für eine Steckkarte? Dann suchen wir doch mal eine in der näheren Umgebung. Vieles, was vom Spieler verlangt wird, kann man noch nicht mal mit gutem Gewissen als „Rätsel“ bezeichnen. Hier hätte man noch Einiges verbessern können. Bei Infocom hieß „für Einsteiger“ immerhin Moonmist.

Die eigentliche Qualität ist, dass dieses Spiel einfachen und unschuldigen Spaß bietet. Im Vergleich zu dem sonst üblichen anmaßenden Stil, der heutzutage das Genre bestimmt, ist das ein mehr als willkommenes Kontrastprogramm. Endlich kann man mal einfach nur unbedarft spielen und genießen, ohne immer auch die nächste subtile und komplexe Anspielung achten zu müssen, die, wenn man sie verpasst, einem öffentlichen Spott aussetzen würde („Wie konntest du das bloß nicht verstehen?“). Wie erfrischend! Nicht nur mein innerer Teenager, sondern auch mein aktuelles Ich will mehr! Wärmstens empfohlen!

Dieses Spiel hat an der Interactive Fiction Competition 2009 teilgenommen, wo es den 8. Platz von 24 erreichte.

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