Leather Goddesses of Phobos 2: Gas Pump Girls Meet the Pulsating Inconvenience from Planet X!
für PC (DOS)

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Mr Creosote:
Firma: Infocom / Activision
Jahr: 1992
Genre: Adventure
Thema: Apokalypse / Adult
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 20027
Rezension von Mr Creosote (28.09.2012)
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Atom City ist nicht gerade der Nabel der Welt. Doch trotz seiner Lage irgendwo im Nichts der Wüste Nevadas wird dieses Dorf unverhofft eines Nachts zum Schauplatz eines Ereignisses galaktischer Bedeutung, als ein Raumschiff in der Nähe der Tankstelle abstürzt. An Bord befindet sich ein freundlich gesinnter Außerirdischer namens Barth, dessen Heimatwelt, Planet X, gerade von den bösen Leather Goddesses of Phobos erobert wurde. Die daraufhin, wie erwartet, die Bevölkerung zu Sexsklaven gemacht haben.

Der Spieler kann nun entweder die Rolle Barths selbst übernehmen, oder aber die Geschichte aus der Perspektive des Tankstellenbesitzers Zeke oder seiner Freundin Lydia, die Tochter des Wissenschaftlers, der Planet X bereits aus seinem Observatorium gesichtet hat. Der Plot ändert sich leicht, je nach dem, wen man spielt; Zeke und Lydia unterscheiden sich nur marginal (beide müssen erstmal herausfinden, was da überhaupt vom Himmel gefallen ist), Barth muss dagegen einfach die zur Reparatur seines Raumschiffs notwendigen Teile auftreiben. Schließlich laufen die Handlungsstränge wieder zusammen, wenn der Spieler zu Planet X reist, um dort die Schreckensherrschaft zu beenden.

Anders als sein Vorgänger bietet LGOP2 keine Einstellung bezüglich sexueller Eindeutigkeiten. Was allerdings trotzdem kein Problem darstellt, da sich die angedeuteten „Sexszenen“ sich ohnehin auf prüdem US-Amerikanischen Niveau abspielen. An Zekes Tankstelle arbeiten ausschließlich junge, weibliche „Tussen“ mit leichtem Gehirnschaden, die in fetischistischen Posen gezeigt werden (tief über eine Motorhaube gebeugt…), ein oder zwei Unterhaltungen gehen in eine Richtung, die schließlich ein Schrauben-Icon („screw“) erscheinen lassen, doch die jeweils folgenden Texte werden wahrscheinlich nicht mal den Insassen einer katholischen Mädchenschule eine leichte Röte ins Gesicht treiben. Ehrlich gesagt ist es Barths Handlungsstrang, der in diesen Belangen lustiger ist, da er auf das Science-Fiction-Cliché von Tentakelmonstern, die Menschen abschlabbern, Bezug nimmt… doch, zumindest in diesem speziellen Fall, mit völlig harmlosen, asexuellen Intentionen.

Das Spiel wurde unter dem Infocom-Label veröffentlich, doch man sollte seine Erwartungen besser nicht zu hoch stecken. Infocom war als Firma von Activition bereits in den späten 80er Jahren aufgelöst worden. Obwohl an zentralen Handlungsstellen dann durchaus signifikante Mengen Text auf dem Bildschirm erscheinen, ist das Spiel doch von Grund auf auf grafischem (wenn auch stellenweise qualitativ inkonsistentem) Fundament konstruiert. LGOP2 will technisch sogar völlig neue Wege beschreiten, indem es sämtliche Dialoge vertont aus den Lautsprechern erschallen lässt. Das wurde erst ca. zwei Jahre später, mit dem Aufstieg der CD-ROM, üblich. Trotzdem erinnert zumindest ein Feature dann doch noch an die alten Textadventuretage: Die Welt wird durch die Augen des Protagonisten gezeigt und man bewegt sich mittels diskreter Schritte in die vier Himmelsrichtungen.

Der Spieler erkundet also die Kleinstadt, trifft und unterhält sich mit Leuten, lässt alles mitgehen, was nicht festgenagelt ist, bekommt kleine Hinweise (na ja, selten) und schreitet so in der Handlung voran. Die Rätsel, die diesen Fortschritt regulieren sollen, sind jedoch ein Schlag ins Gesicht. Fast alles dreht sich ausschließlich um verschlossene Türen: Der Plot (und damit der Spielfortschritt) wird dadurch reguliert, dass man sich Eintritt in erstmal nicht zugängliche Räume und Gelände verschaffen muss. Nicht gerade einfallsreich. Zweitens ist die Eröffnungsepisode (also die Geschehnisse in der Stadt) zwar nachvollziehbar kurz, aber wenn man dann auf Planet X ankommt, ist das Spiel auch schon beinahe vorbei: Normalerweise würde man erwarten, dass der Hauptteil des Spiels hier erst beginnen würde, was die Enttäuschung über das abrupte Ende um so größer macht.

Nicht ganz so schlimm, aber prinzipiell ähnlich sieht es mit dem Humor aus. Die 50er-Jahre-B-Movie-Elemente finden sich schon treffend, aber so richtige Lacher sind rar. Die Kleinstadt in It Came From the Desert (das sogar im LGOP2 referenziert wird) wirkt vergleichsweise deutlich realistisch-lebendiger und dort sind auch die Anspielungen auf das Genre einfach durchdachter. Insbesondere die Besetzung der Tankstelle macht doch eher den Eindruck eines schnell zusammengeschusterten Konzeptdemos, als eines durchdachten Gesamtkonzepts. Und Planet X, das kann man nicht oft genug betonen, ist ohnehin ein Reinfall.

Insgesamt ist LGOP2 durchaus einigermaßen unterhaltsam, aber seinen regulären Verkaufspreis ist es keinesfalls wert. Wenn ein Spiel gezeigt hat, dass Infocom nun wirklich endgültig tot war, war es dieses. Es zeigte auch, dass selbst in neue Gewänden die durchaus noch beliebten Reihen der Firma nicht blind funktionieren konnten. Wie man einen solchen Neubeginn besser und erfolgreicher gestalten konnte, zeigte ein Jahr später dann erst das neue Zork.

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