Mafia
für C64

Mr Creosote:
Firma: Igelsoft
Jahr: 1986
Genre: Strategie
Thema: Geschäftswelt / Cartoon & Comic / Polizei & Verbrecher
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 24316
Rezension von Mr Creosote (08.08.2003)
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Heutzutage mag man über die Grafik des C64 milde lächeln. Man mag sie auch als hässlich verdammen. Von mir wird es da nicht allzuviel Widerspruch geben. Um ehrlich zu sein bewehrte ich die „multimedialen“ Kapazitäten dieses Computers selbst nicht allzu hoch. Andererseits kann ich natürlich jeden verstehen, der diese besonders grobpixeligen Bildchen mag, aber ich bin nun mal eher von anderen Maschinen „sozialisiert“. Eines ist jedoch objektiv unbestreitbar: Der C64 hatte und hat immer noch die kreativste „Szene“! Selbst heutzutage werden noch neue Programme von den Benutzern dieses kleinen Computers entwickelt, einige sogar kommerziell vermarktet.

Das Spiel, um das es in diesem Test geht, ist nicht eines von diesen. Es stammt direkt aus der „Goldenen Zeit“ des C64. Damals gab es meist keinerlei Unterschiede zwischen kommerziellen und „selbstgemachten“ Spielen. Nur sehr wenige Firmen konnten tatsächlich davon leben, Computerspiele zu vermarkten, und selbst diese waren eigentlich nur „Publisher“, die die Marketingseite für die jungen Männer von Anfang Zwanzig (oder sogar noch Teenager) übernahmens, die gerade ihr Spiel in ihrem Schlafzimmer zusammenprogrammiert hatten. Programmierer war in dem Sinne kein Beruf wie heute.

Viele Spiele wurden auch gemacht, aber nicht von einem Publisher „aufgenommen“. Das war aber ziemlich egal: Jedes neue Spiel war sowieso dazu verdammt, zu Tode kopiert zu werden. Und obwohl dieses schamlose Kopieren im Endeffekt zum Sargnagel des C64 wurde, war es doch ein Segen für die Amateurprogrammierer, die gar kein Geld mit ihren Spielen machen, sondern sie nur verbreiten wollten. Man stelle sich vor: Lange bevor es das Internet gab, wurde Amateursoftware effektiver verbreitet als heutzutage! Was würde wohl mit Mafia geschehen, würde es heute neu auf der Homepage des Programmierers angeboten? Es würde zu Tode ignoriert. 1986 bekam man es von einem Freund auf einer Wabbeldiskette zusammen mit 100 anderen Spielen - die man auch mit absoluter Sicherheit alle ausprobierte!

Natürlich waren, wie heute auch, die meisten dieser 100 Spiele ziemlicher Schrott. Mafia enttäuscht aber nicht. Es ist einer dieser seltenen Fälle, dass jemand einfach eine originelle Idee hatte, und sie gerade richtig umgesetzt hat, ohne sich groß um Genrekonventionen und -grenzen zu kümmern.

Wie in RAF leitet man einen kriminellen Mob. Nur dass man keine hehren politischen Ziele verfolgt, sondern aussschließlich an Geld interessiert ist. Die Methoden, daran zu kommen, sollten aus den einschlägigen Mafia-Filmen bekannt sein: Schutzgelderpressung, fragwürdiges Kreditgeschäft, Banküberfälle usw.

Natürlich ist das alles nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Die Besitzer der städtischen Geschäfte geben ohne guten Grund ihr Geld bestimmt nicht so einfach weg. Auch die Polizei und andere Gangs sind einem immer auf den Fersen. Ein paar Schießereien (im taktischen Stil ähnlich den Spectrum-Klassiker Rebelstar ausgehandelt) lassen sich nicht vermeiden. Und je größer und gefährlicher die eigene Gang wird, desto umfangreichere Teams schickt einem natürlich auch die Polizei entgegen...

Insgesamt fehlt Mafia leider der absolut überzogene Sarkasmus von RAF. Ein Gangster zu sein ist schön und gut, aber Prominente selbst abzuknallen macht dann doch noch mehr Spaß ;) Die Grafiken der Orte sind sogar richtig gut, aber diese Standbilder halten einen sicher nicht bei der Stange. Nach einer gewissen Zeit hat man einfach alle Teile des Spiels ausprobiert, und das meiste reduziert sich bei genauerer Betrachtung darauf, in der Stadt rumzulaufen, und immer und immer wieder die selben Orte zu besuchen. Damit schwinden dann leider die Träume von einem romantischen Abenteuerleben als Pate...

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