Supreme Ruler: Cold War
für PC (Windows)

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Linki05:
Firma: Paradox Interactive
Jahr: 2010
Genre: Strategie
Thema: Spionage / Historisch / Multiplayer / Politik / Krieg / Logistik
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 8588
Rezension von Linki05 (28.10.2015)

Supreme Ruler: Cold War – der Titel verrät nicht viel; wenn ich nun aber im Vorwort erwähne, dass man mittels Atomwaffen den dritten Weltkrieg beschreiten kann und eines der möglichen Ziele die Eroberung und Zerschlagung aller kommunistisch geprägten Staaten der Erde ist, könnte es doch ganz interessant werden, oder? ;)

Paradox Interactive ist ja schon ein wenig bekannt dafür, undurchsichtige, sehr komplexe Strategiespiele zu entwerfen. Supreme Ruler: Cold War ist der siebte Teil der Reihe. Supreme Ruler 2010 und 2020 waren einige „kürzer“ gehaltene Vorgänger und der Urvater war wohl der 1982 für den Tandy TRS-80 erschienene Supreme Ruler. Schon damals ein hierzulande relativ unbekanntes, ambitioniertes Hardcore-Strategiespiel. Insofern haben wir hier Einiges zu erwarten und das aktuelle Spiel kann sich ebenfalls als „Hardcore-Strategiespiel“ auszeichnen lassen.

Also, der erste Schritt ist wohl noch am einfachsten und wir können neben dem Szenario, dem Kampagnenmodus und dem Multiplayer noch die Möglichkeiten nutzen, selber Szenarios zu entwerfen. Generell tendiere ich eher zu Kampagnenspielen in erster Linie und kann doch recht einfach das Spiel beginnen (lediglich 2 Klicks ;)). Beim Kampagnenmodus beginnt man, indem man sich für eine Seite entscheidet… gut oder böse… Russe oder Ami…. Beide Reiche verfügen über charakteristische Merkmale entsprechend ihrer Ideologie. Amis haben naturgemäß eine starke Wirtschaft und sind angesehener in der Weltmeinung. Die Russen haben dafür geringere Arbeits- und Militärkosten und haben umfangreiche Ressourcen. Nachdem ich mich für die Amis entschieden habe, beginnen wir den Kampagnenmodus 1949 kurz nach Beginn des Vietnamkrieges und zu der Zeit, als die Russen West-Berlin vom Rest der Welt abgeschnitten haben.

Mit dem Kampagnenmodus zu beginnen stellt sich jedoch als fatale Fehlentscheidung heraus, denn nachdem ich oben links herausgefunden habe, wie ich die Pausenfunktion beenden kann, stehe ich vor der schwierigen Frage: „Und nun?“ Da gerade der Krieg in Vietnam zwischen unseren Alliierten und dem Vietkong tobt, helfen wir mal den Franzosen frühzeitig, damit wir nicht in eine historische korrekte Katastrophe hineingezogen werden. Nach dem „Obama-Motto“ keine Bodentruppen, entschließe ich mich ausschließlich für Luftschläge. Klappt irgendwie und dann doch nicht, weil meine Verstärkung über China abgeschossen wird. Okay, vielleicht bauen wir noch ein paar Flugzeugträger? Oder erforschen wir lieber neue Designs… Ich breche die ersten Gehversuche nach 90 minütiger Anspielzeit ab und suche das deutschsprachige Handbuch, welches (trotz 75 Seiten Umfang) zwar vieles beschreibt, aber nichts wirklich erklärt (Wieso bauen die kein Tutorial ein?!?!?). Naja „learning beim doing“, wie unser Ostfriese wohl sagen würde, ran an den Speck, und versuchen wir mal, das Gelesene irgendwie sinnvoll umzusetzen.

Zweiter Versuch – um die Kriegsführung irgendwie zu verstehen, versuche ich mal den in der Kampagne angespielten Vietnamkrieg in dem kleinen Szenario auf Seiten des Vietkongs zu spielen… Mission: Einnahme von Hanoi. Ich ziehe einfach mit allen Einheiten von allen Seiten nach Hanoi und nehme nach ein paar Tagen die Stadt ein und habe gewonnen. Okay, im Handbuch stand doch was vom Kriegsminister… kann man irgendwie, irgendwo wie man will aus- und einschalten. Vorausgesetzt man findet den Menüpunkt – oder meint ihn zu finden. Zwar sagt das Handbuch durchaus, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren können und unsere Minister mittels Prioritätenzuweisung die eigentliche Arbeit machen, aber so richtig schlau wurde ich aus deren Arbeit nicht, daher hoffe ich nach einiger Suche den richtigen Knopf gefunden und aktiviert zu haben ;) Also nächster Versuch:

Runde 3 klappt super, ich vernichte recht einfach die französischen Truppen, indem ich auf den Monitor starre und gucke, wie mein Kriegsminister die Einheiten bewegt. Ich habe nun mit diesem Szenario ca. 15 Aktions- oder Einstellungsmöglichkeiten von 28.134 erlernt und verstanden, sowas motiviert doch…

Wie der geneigte Leser so langsam verstehen mag, ist der Einstieg in das Spiel so ziemlich undurchsichtig und dermaßen schwierig, dass schon eine gehörige Portion Durchhaltevermögen von Nöten ist, ein viertes Mal das Spiel anzuspielen. Nun ja, ich gebe leider nicht so leicht auf und daher wird die Review noch etwas länger also Runde 4:

In Runde 1 spielten wir die Amis, daher beginnen wir diesmal mit Russland. Soweit ich es verstanden habe, machen die Minister durchaus nur das Nötigste und ob die im Kriegsfall sinnvoll agieren, vermag ich nicht einzuschätzen. Da kein Krieg ist, spiele ich nicht an den Einstellungen rum, sondern versuche mal, in Richtung Kampagnenziele zu agieren… was das ist… ja das habe ich mich auch gefragt und siehe da, irgendwo steht im Handbuch sogar die Lösung… ach nee, nicht wirklich so direkt… Wir sollen uns selber ein Ziel aussuchen… da fällt mir ein Ziel ein: Der „Spiel-beenden“-Button. Nein das wäre zu leicht. Also wer zwischen den Zeilen lesen kann und intensiv das Handbuch studiert, findet nach 65 Seiten 2 Ziele welche man verfolgen kann:
a) Als Anführer der Nato bzw. des Warschauer Pakts das andere Verteidigungsbündnis zu untergraben und alle anderen
b) Militärisch die Oberhand zu gewinnen, indem man andere Länder erobert

Na dann sind wir ja schon wieder einen Schritt weiter und ich entschließe mich für a). Als Erstes versuchen wir mal Finnland wieder in unsere Einflussspähre zu holen. Das schaffe ich doch tatsächlich, indem ich Geld rüberschicke… ist ja einfach. Na dann schließen wir mal einen Nichtangriffspakt… nein klappt nicht, auch keinen der anderen 10 Verträge wollen die Finnen abschließen… Wieso nicht? Handbuch sagt nur, wir sollen handeln, da dies die Meinung steigert, also kaufe ich alles Mögliche ein und die Meinung der Finnen steigert sich auf ein Maximum… Wollen aber dennoch nicht mit mir irgendeinen nichtssagenden Vertrag abschließen. Naja, dann eben mit den Vietkong zu einem Bündnis? Im Krieg gegen Laos, Frankreich und Süd-Vietnam wäre für dich ein Bündnis mit Russland toll und ich könnte vielleicht mal den Weg b) ausprobieren. Auch hier klappt es nicht, den Vietkong zu einem Bündnis zu bewegen, obwohl der „Anzeiger“ hierfür schöngrün leuchtet.

Problemlos gestaltete sich der Bau von „Komplexen“. Ein Komplex kann bis zu 6 einzelne Anlagen enthalten und produziert unterschiedliche Güter (Uran, Landwirtschaft (Nahrung?), Erz, Endprodukte usw.). Die Güter benötige ich wiederum zum Handeln, Bauen und Produzieren. Ohne Militärgüter keine Einheiten. Ohne Strom keine Militärgüter und ohne Kohle kein Strom.

Dann haben wir noch die Forschung… in Civilization einfach – hier viel komplexer, da wir Forschungslabore bauen müssen, um forschen zu können und die Forschungsrate in direktem Zusammenhang mit unseren Sozialausgaben steht, besser gesagt mit den Bildungsausgaben, da diese die Alphabetisierungsquote steigern… Liest irgendein Leser überhaupt noch jemand mit? Mir qualmt vom Schreiben schon der Kopf, weil ich versuche alle gesammelten Erkenntnisse und Zusammenhänge zu vermitteln und zu erklären.

Naja, versuchen wir dann noch mal unser Glück und beginnen von vorn als Amerikaner. Ich stolpere diesmal über die 4 Knöpfe zu Spielbeginn für die Spieleinstellungen und siehe da, ich kann VIELE Ziele AUSWÄHLEN, den Schwierigkeitsgrad einstellen usw. Irgendwie fehlen da eine Seite oder zwei im Handbuch… Nun ja, beginnen wir mal. Dank dem Minister beginnen wir kurz nach dem Start mit der automatischen Forschung. Ich füge nun ein paar eigene „Forschungen“ dazu, was zwar dazu führt, dass mehr Slots (Forschungszentren) als vorhanden benötigt werden und meine Wünsche erstmal warten müssen bis sie an der Reihe sind, aber egal. Militäreinheiten und Anlagen müssen wir jedoch selber bauen. Zwar können wir auch den Minister beauftragen, aber ich habe da so das Gefühl, dass dies völlig außer Kontrolle geraten würde und meine Finanzreserven sich auflösen würden. Also bauen wir mal ein paar neue Minen und Kraftwerke, um unsere eigene Produktion zu erhöhen. Dann beauftragen wir noch den Aufkauf sämtlicher Vorräte am Markt, welche günstiger sind als unsere Herstellungskosten. Da wir in fast allen Bereichen mehr verbrauchen als wir produzieren, scheint diese Maßnahme ratsam. Indem wir nun Überschüsse anderer Nationen aufkaufen und einlagern haben wir auch einen gewissen Vorrat. Inwieweit ich Strom einlagern kann vermag ich nicht abzusehen… Aber eine einmalige Menge lässt sich wesentlich besser einkaufen als täglich kleine Mengen, um generell (bis zum Bau des neuen Wasserkraftwerks) hier für 40 oder 80 Tage eine Lücke zu schließen.

Wer noch dabei ist dem sei gesagt, dass mich das Spiel durchaus faszinierte, es jedoch leider einen extrem schwierigen Einstieg hat und die Funktionen so umfangreich, komplex, vielschichtig sind, dass diese dadurch undurchsichtig wirken und ich immer das Gefühl habe, irgendwas nicht gemacht zu haben, was vielleicht wichtig wäre. Ich möchte mich für dieses wirklich lange Review entschuldigen, aber wer nun immer noch mitliest, der kann sich das Spiel vielleicht mal zulegen. Genauso langatmig wie meine Erklärung zu dem Spiel ist nämlich genau dieser Einstieg. Leider. Die Idee und auch die Umsetzung mögen klasse sein. Doch wenn man sehr schlecht erklärt, wie das Spiel funktioniert, der bekommt bei mir gleich mal 1-2 Punkte dafür abgezogen. Paradox produziert gerne mal nach dem Motto: „Friss oder stirb“, was mich total ärgert!

Wie zu ersehen ist, dauert dieser langatmige Einstieg in das Spiel locker 15-25 Spielstunden! Dies reicht dann aus, um zu verstehen, wie alle Grundlagen funktionieren und wie man diese am besten handhabt. Dann hat man aber unter Umständen nur die wichtigsten Aspekte verinnerlicht und einige Details noch nicht ausprobiert. Mittlerweile klappt mein Spiel als Amerikaner zwar einigermaßen gut, aber verstanden habe ich das Spiel leider bei Weitem nicht und das ist durchaus schade, da ich einfach nicht weiß, ob es richtig ist, was ich mache (Das Handbuch sagt zum Beispiel, dass der Wettlauf ins All wichtig für das Spiel sei, aber erklärt natürlich nicht, was es bringt diesen zu gewinnen?!?!?). Jeder muss für sich selber wohl etwas rumprobieren oder vielleicht gibt es ja noch ein neues Handbuch oder ein Update in Form eines Tutorials… Bis dahin bleibt es einem nur übrig, es selber mal zu versuchen, so viele Staaten wir möglich irgendwie auf seine Seite zu ziehen oder die Welt zu erobern ;). Achja, einen roten Knopf für den Abschuss der atomaren Waffen habe ich gefunden und NICHT getestet…

Die Grafik ist durchaus ansprechend und man kann mit Hilfe der 150 Zoomstufen bei jeder ein neues Detail erkennen. Zoom 1 wäre die Welt im Überblick, wo man nicht viel erkennen kann, und Zoom 150 ist dann die Brücke am Kwai (ein sehr empfehlenswerter Film ;)). Musik und Sound sollen irgendwie auch vorhanden sein. Ab und an habe ich auch eine Explosion vernommen…

Fazit: Im Angebot durchaus mal kaufen und probieren ansonsten nur für eingefleischte Strategiefanatiker.

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