Dawn Patrol
für PC (DOS)

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Mr Creosote:
Firma: Rowan Software / Empire
Jahr: 1994
Genre: Simulation
Thema: Fliegen / Historisch / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 11336
Rezension von Mr Creosote (17.02.2016)
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Das Jahr 1916: Vor hundert Jahren war der 1. Weltkrieg bereits seit zwei Jahren im Gange, doch in der Luft begann er erst. Vorher war im schlimmsten Fall die zufällig Begegnung zweier Piloten wahrscheinlich so abgelaufen, dass sie ihre Pistolen zückten und aufeinander mit wenig Durchschlagskraft feuerten, bevor sie wieder ihrer Wege zogen – oder sie winkten sich einfach nur zu. Die Erfindung mit dem Motor synchronisierter, fest montierter Maschinengewehre änderte das; zum ersten Mal waren richtige Luftduelle überhaupt möglich.

Dawn Patrol gibt sich alle Mühe, als historische Dokumentation mit ein bisschen zufällig eingestreuten Spielanteilen zu erscheinen. Anstatt normaler Menüs blättert man durch die Seiten eines Geschichtsbuchs, das verschiedene Facetten des Luftkrieges beleuchtet und somit in mehrere Kapitel unterteilt ist. Auf dieser Makroebene entscheidet man sich also für verschiedene Blickwinkel auf das Kriegsgeschehen: Man kann entscheidende Schlachten miterleben, sich auf bestimmte Maschinentypen spezialisieren oder aber in die Rolle eines bestimmten historischen Piloten schlüpfen. Nach dieser Auswahl wartet jeweils ein Satz frei wählbarer Missionen auf einen. Diese können aufgenommen werden, um später im Wochenschaustil die eigene Leistung nochmal von außen betrachtet mitzuerleben. Diese Verpackung weiß durchaus zu gefallen. Die knapp gehaltenen Einführungstexte zu den Missionen, über die Personen, den historischen Kriegsverlauf sowie die technischen Details der Flugzeuge erwecken den Eindruck guter Recherche, auch durch ihre gute Präsentation.

Das Fliegen selbst steigt dagegen nicht über das Mittelmaß hinaus. Die Grafik geht in Ordnung, ist jedoch im SVGA-Modus schmerzhaft langsam. Der Blick zum Horizont ist durch einen seltsamen permanenten Nebelschleier stark eingeschränkt. Und alle Missionen sind im Prinzip identisch: Man hat eine Gruppe Flugzeuge abzuschießen. Manchmal einfach so, manchmal formell zum Schutz von eigenen Bombern, doch es läuft immer aufs Gleiche hinaus; die Bomber mögen auch irgendwo herumfliegen, aber Befehle geben oder sonstwie kommunizieren kann man nicht (ebenso mit anderen Mitfliegern in anderen Missionen). Apropos Bomber, da denkbare Bodenziele nicht existieren (dreidimensionale Objekte gibt es in dieser Welt nicht), kann man eigene Bombermissionen natürlich ebenfalls vergessen. Oh, und die Missionen beginnen und enden immer in der Luft, also muss/darf man auch keine Starts oder Landungen durchführen.

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Die Flugzeugtypen steuern sich im Prinzip alle identisch (ironisch in einem Spiel, das immerhin mit einem typenzentrischen Spielmodus aufwartet). Ihre Drehwinkel und andere Charakteristika sind nicht spürbar umgesetzt. Der einzige Unterschied liegt in der statischen Cockpittextur, die ungefähr die untere Bildschirmhälfte einnimmt. Verschwendeter Platz, da er spielerisch nicht genutzt wird. Beispielsweise ein Altimeter sowie unrealistische Informationen – wie ein Munitionszähler – können stattdessen in Textdarstellung am oberen Bildschirmrand abgelesen werden. Weitere unrealistische Unterstützungsfunktionen können ebenfalls zugeschaltet werden.

Dazu gehören beispielsweise die standardmäßig eingeblendeten Hinweise, in welcher Richtung sich feindliche Flugzeuge befinden. Gut für die Spielbarkeit, da Radar zu der Zeit ja noch eine Unmöglichkeit war. Trotzdem eine unbeholfene Lösung; mehr als alles andere erinnert es einen, wie viel eleganter Wings dieses Problem Jahre zuvor löste. Und wo wir bei Wings sind: Zwischen den Buchseiten Dawn Patrols gibt es natürlich keinen Raum für eine fiktive Pilotenbiographie als verbindendes Element zwischen den Missionen.

Tatsächlich liegt Dawn Patrols Problem gar nicht mal so sehr im Spiel selbst begründet. Das Fliegen geht sowohl grafisch, als auch steuerungstechnisch in Ordnung. Vielmehr ist es einfach die Existenz deutlich überlegener Spiele, die sich zu der Zeit bereits lange auf dem Markt befanden, die es so unattraktiv machen. Dieses Spiel ist kein Kunstwerk, sondern Malen nach Zahlen.

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