Beyond Columns
für PC (DOS)

Herr M.:
Firma: Brad P. Taylor
Jahr: 1989
Genre: Denkspiel
Thema: Abstrakt
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 20027
Rezension von Herr M. (18.01.2014)
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+++ Achtung, Nostalgiealarm! Die nun folgende Rezension kann – über das übliche Maß hinausgehende – Spuren von Verklärung und Idealisierung enthalten. +++

Irgendwo fängt alles an… Dieser Text zum Beispiel hat vor nicht ganz drei Sätzen begonnen, die Sitzung, die Sie gerade vor Ihrem Computer verbringen, wohl in dem Moment wo Ihnen gerade ein wenig danach war, in diese schöne neue vernetzte Welt abzutauchen. Die Idee Silizium, Gold und noch ein paar andere mehr oder weniger seltene Elemente in Leiterbahnen zu pressen, um diese fleißig 0 und 1 durch virtuelle Weiten schieben zu lassen, damit der Schirm vor ihren Augen nicht einfach nur Staub fängt oder Ihnen Ihr adrettes Spiegelbild zum besten gibt, nun, diese Idee stammt irgendwo aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Natürlich reichen die Wurzeln noch um vieles weiter zurück, aber bleiben wir mal beim 20. Jahrhundert und bei Computern, bzw. den Erstkontakten zu solchen. Rein technisch gesehen handelt es sich bei dem Spiel, das ich heute ein wenig besprechen will, sogar um einen solchen: Nämlich um den ersten Columns-Klon der für einen IBM-Computer geschaffen wurde.

Darf ich Sie, bevor es weiter geht, noch kurz etwas fragen? Können Sie sich an das erste Spiel erinnern, dass Sie auf einem PC gespielt haben? Oder wann Sie das erste mal Columns, oder eine Variante davon, probiert haben? Aha, sehr interessant! Wenn Sie das noch rasch unten bei den Kommentaren (oder auch im hiesigen Forum) eintragen, verrate ich Ihnen, so wenig das nach obiger Einleitung auch überraschen mag, dass dieses Spiel, Beyond Columns, eines der allerersten Computer-Spiele war, die ich gespielt habe, zumindest aber war es das erste, das ich auf unserem (damals funkelnagelneuen) ersten Heim-PC gezockt habe.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er da stand, dieser grau-beige Kasten mit dem wuchtigen Mini-Fernseher obendrauf. Ein wenig provisorisch war er auf unserem Wohnzimmertisch aufgebaut und dennoch ging von ihm diese ganz eigene, aufregend technische Ausstrahlung aus. Völlig aufgeregt ging ich näher und bewunderte ihn mit großen Augen. Da war er also: Der Computer. Wo das eigentümliche Röhren des Lüfters und die laut klappernde Tastatur schon sehr spannend waren, so lag die eigentliche Faszination in dem was sich dahinter abspielte: Da waren gerade ein paar Geister, Äpfel und Noten dabei langsam nach unten zu fallen und dort auf ein ganzes Konglomerat aus ähnlich gestalteten Dingen zu treffen.

Doch damit nicht genug: Man brauchte nicht darauf zu warten, bis der Bildschirm bis oben hin damit gefüllt war, sondern man konnte die Blöcke durch Tastendrücke bewegen. Was heute wie selbstverständlich klingt, war damals pure Magie. Der Gedanke, solch abstrakten Vorgänge durchzuführen, Objekte zu steuern und zu sortieren, die eigentlich nicht da sind (bestenfalls als die beinahe zweidimensionale leuchtende Phosphorschicht, die sie tatsächlich waren), war, wenn auch nicht mehr ganz neu, doch ungeheuer ungewöhnlich. Der Belohnungseffekt, der immer dann eintrat, wenn man drei oder mehr gleiche Symbole nebeneinander platzierte, das satte „Blopp“-Geräusch gefolgt von einer Erhöhung des Punktestands, tat sein übriges. Von der Freude beim Beobachten ganzer Kaskaden an einstürzenden Aufbauten, die sich nach mehr oder weniger bewusster geschickter Stapelung ergaben, ganz zu schweigen.

Im Grunde genommen waren die Regeln ganz einfach, aber wie bei jedem guten Spiel wusste derjenige, dem dieses Konzept auch immer als erstes eingefallen war, diese Schlichtheit gekonnt zu nutzen. Dass es nicht das „Original“, also nicht die Ursprungsversion war, war meiner Familie damals egal: Wir hatten jede Menge Spaß und der Versuch, den ersten Platz in der Bestenliste zu ergattern, führte zu einer spannenden Rivalität.

Mit der Zeit entdeckten wir noch eine Reihe sehr feiner Zusatzfunktionen: Durch Drücken der +-Taste verwandeln sich die Figuren in absurde, praktische und/oder auch nützliche Objekte, wie Zahlen, Buchstaben oder auch ganz schlicht in durchgehend farbige Flächen. Beim ersten Mal befürchtete ich da fast, dass etwas kaputt gegangen wäre (so jung und naiv konnte man gar nicht sein, dass man nicht so manches Märchen von den bösen Computerviren gehört hätte). Meine Mutter entdeckte dann, sehr zum Leidwesen meiner Schwester, die dieses Spiel innig liebte und lange Zeit die Höchstpunkte für sich beanspruchen konnte, dass man sich durch Drücken der Pausetaste einen unfairen Vorteil verschaffen kann, indem man in aller Seelenruhe überlegt, wo der Stein nun am besten hin soll. Und schließlich stolperten wir noch über den Boss-Key, der für ein wenig Erheiterung und Verwirrung sorgte. Der lässt einem nämlich aussuchen, welches Programm man stattdessen starten will. Hier sei einfach mal empfohlen, das Spiel selbst zu wählen.

So groß die anfängliche Begeisterung dafür war, und so lange sie auch anhielt, hörte ich im Laufe der Jahre dann doch auf, es weiter zu spielen. Teils, weil es wohl bessere Varianten und vielleicht sogar andere Spiele gibt, teils wohl auch weil die Dinge mit der Zeit ihren Reiz verlieren. Tatsächlich habe ich es schon seit Jahren (fast Jahrzehnten) nicht mehr gestartet und auch für dieses Review nur ein paar Screenshots gesammelt (auch wenn selbst dabei ein wenig vom alten Zauber wieder aufkam). Hauptsächlich weil mir weniger danach war, es möglichst nüchtern zu sezieren, Vor- und Nachteile zu analysieren, sondern ich möglichst genau darstellen wollte, wie ich Beyond Columns, dieses erste aller PC-Spiele, damals wahrgenommen habe, welchen Eindruck es hinterlassen hat. Ich persönlich fand dies in diesem Fall wesentlich interessanter.

Zum Abschluss lade ich Sie nun dazu ein, Ihre eigenen ersten Versuche an diesem Spiel zu wagen. Mag sein, dass sie nicht ganz so einprägsam wie die meinigen sein werden, aber da es durch seine geniale Schlichtheit ein recht zeitloses Vergnügen ist, weiß es sicher immer noch ganz gut zu unterhalten.

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