Das Magazin
für C64

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Mr Creosote:
Firma: Honey Design / Ariolasoft
Jahr: 1988
Genre: Strategie
Thema: Geschäftswelt / Multiplayer
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 930
Rezension von Mr Creosote (10.06.2023)
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Spielezeitschriften waren in den 80er und 90er Jahren fester Bestandteil der Heimcomputerwelt. Monatlich fieberte man den neuen, häufig seltsam nummerierten Ausgaben entgegen. Da waren sie, die Vorstellungen der tollsten, neuesten Kracher nationalen und internationalen Formats! Oh, ja, und natürlich die fiesesten Tipps und Tricks, die Lösungen, die einen endlich bei den bereits vorhandenen Hits weiterkommen lassen könnten.

Und überhaupt, die Redakteure waren wie beste Kumpels der Leserschaft, immer gerne gesehene Gäste im Kinderzimmer, oder vielleicht auch unerreichbar große Helden. Das Magazin nimmt sich in diesem Sinne eines schlau gewählten Themas an, denn welcher Spieler hätte nicht seine Mutter verkauft, um selbst in einer solchen Redaktion dabei zu sein?

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Immerhin sehr fleißig

Wobei, und darin liegt bereits der Hund begraben, das Spiel macht einen nicht zum virtuellen Redakteur. Vielmehr übernimmt man im Groben die Aufgaben des Verlegers, sowie trifft ein paar Entscheidungen aus dem Bereich der Chefredaktion. Was bedeutet das?

Aufgabe des Spielers ist es, die Konkurrenzblätter auszustechen. Hierzu gilt es unter Anderem, eine fähige Redaktion zusammenzustellen, grobe thematische Schwerpunkte festzulegen, Auflage und Verkaufspreis zu bestimmen, andere Einkommensquellen wie Werbung reinzuholen sowie Werbung für die eigene Publikation zu schalten.

Ob dabei Profit abfällt oder wie viel, stellt sich dabei als sekundär heraus. Überhaupt ist der Gesamtmarkt der Zeitschriften anscheinend locker groß genug, dass selbst das unbeliebteste Blatt noch gut profitabel sein kann. Goldene Zeiten für Print!

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Tiefer geht's nicht in den Inhalt

Über die Zeit muss dabei der sich verändernde Markt beobachtet werden. Der anfangs dominante C64 verschwindet langsam zugunsten anderer Systeme. Sollte man zumindest annehmen. Andere grundlegende Umwälzungen, beispielsweise eine wachsende oder sinkende Relevanz verschiedener Abschnitte der Zeitschrift (z.B. Neuigkeiten vs. Tipps und Tricks), sind nicht dokumentiert und auch nicht zu beobachten.

Wie sich hoffentlich bereits herauskristallisiert, ist die Angelegenheit spielerisch maximal trocken. Die gerade mal selten von grob gepixelten Icons aufgelockerten Textlisten sind nicht einmal das Problem. Die Bedienung per Joystick geht ebenfalls einigermaßen in Ordnung, mit Ausnahme der Eingabe von Zahlen, die leider sehr häufig vorkommt.

Nein, es ist schlicht und einfach so, dass das Spiel an dem interessanten Kern der Materie vorbeigeht. Die Spiele oder auch die Hardware, die Neuigkeiten usw... der gesamte Inhalt der Publikation, die man hier verantworten soll, bleibt verborgen. Es werden nicht einmal schematische Andeutungen gemacht diesbezüglich.

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Bereits in den 80ern gesichtet: das Deppenapostroph

Nur war es mindestens bis Anfang der 90er Jahre so, also noch weit über den Horizont dieses Spiels hinaus, dass Computerzeitschriften nicht von Managementrunden geplant wurden, die eventuell mit den hier im Spiel simulierten Daten gelebt hätten, sondern vielmehr aus der Initiative thematisch interessierter Freaks entstanden. Genau das, was also die damaligen Macher antrieb, kommt im Spiel überhaupt nicht vor.

Dazu kommt das implementierte Modell von Ursache und Wirkung. In einigen Belange ist es derart transparent, dass man kaum von einer spielerischen Herausforderung sprechen kann. Andere Stellschrauben sind dagegen praktisch überhaupt nicht nachvollziehbar. Dazwischen existiert leider so ziemlich nichts.

Womit man dann leider sagen muss: Thema zwar nicht vollkommen verfehlt, aber wirklich schlecht ausgestaltet. Genau dies war eben nicht der Traum der pickeligen Gamer-Teenys der ausgehenden 80er. Die simulierten Aufgaben wären vielmehr genau das gewesen, was die Zielgruppe anderen hätte überlassen wollen. Und selbst dies ist dann nicht einmal gut simuliert. Spaß – Fehlanzeige.

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