Rival Gangs
für ZX Spectrum

Mr Creosote:
Firma: zxpresh
Jahr: 2021
Genre: Action
Thema: Fahren / Kämpfen / Polizei & Verbrecher
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 1900
Rezension von Mr Creosote (29.01.2022)
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Der Krieg zwischen zwei verfeindeten Gangs quetscht das Leben aus der Stadt. Die Polizei möchte dem ein Ende setzen… indem sie einer Seite zum Sieg verhilft. Ja, genau, vielleicht nicht die naheliegendste Polizeistrategie. Klingt sogar nach einer richtig blöden Idee. Doch für solche Entscheidungen bist du nicht zuständig. Als ausführender Arm findest du dich als verdeckter Ermittler in einer der Gangs wieder, mit dem Auftrag, alles für ihren Erfolg zu tun.

Rival Gangs bricht die Formel des originalen GTA auf seinen Kern herunter. Man rennt und fährt durch die Stadt. Meuchelt dabei auf beliebige Weise so viele Mitglieder der feindlichen Gruppe wie möglich (eine davon ironisch nach dem bekannten Farbbug des Spectrums benannt). Man mäht sich mit dem Maschinengewehr nieder. Überfährt sie mit einem gestohlenen Wagen. Jagt ihre Autos mit einem Raketenwerfer in die Luft. Drückt den Abzug des Gewehrs aus einer relativ sicheren Position, wenn sie am wenigsten damit rechnen.

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Jeder Mord erhöht die Kontrolle der eigenen Gang über die Stadt. Hat diese das Höchstmaß erreicht (rein numerisch gemessen, dazu später mehr), bleibt noch eine Taxifahrt und damit ist das Spiel gewonnen. Davon abgesehen gibt es keine Missionen. Nur typisches Open-World-Gameplay.

Das Spiel überlässt einem die Wahl des Weges zum Spielziel. Einige mögen lieber zu Fuß herumlaufen, andere sich einen Wagen klauen und direkt zur Villa des feindlichen Bosses brettern. So oder so erhöht jeder Tote den Kontrollwert um einen Prozentpunkt. Selbst draufzugehen zieht fünf Prozentpunkte ab. Das Spiel könnte somit ganz einfach sein, gäbe es nicht eine eingebaute Balancefunktion. Je höher der Kontrollwert steigt, desto aggressiver und besser bewaffnet werden die Gegner. Je näher man also seinem Ziel kommt, desto schwieriger wird das Spiel. Die letzte Phase wird somit zum Punktejojo.

Dieses Gefühl eines verzweifelten Endkampfs mag spielerisch wie auch im Sinne des „Plots“ Sinn ergeben. Dabei ist es jedoch schade, wie statisch die Stadt trotzdem bleibt. Nach der Eingewöhnungsphase für neue Spieler öffnet sich der östliche Teil, aber davon abgesehen verändert sich überhaupt nichts. Insbesondere spiegelt sich die aktuelle Kontroll-Punktzahl auf den Straßen nicht wider. Man sollte meinen, dass die eigene Gang Stadtteil für Stadtteil überhand nehmen sollte, aber nichts dergleichen geschieht.

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Hier fehlt gegenüber GTA ein entscheidender Erfolgsfaktor: der Charakter. Von der lustigen, in der Begleitdokumentation erzählten Ausgangssituation abgesehen findet sich im Spiel praktisch nichts davon. Die Unterschiede zwischen den Autos sind marginal. Die Personen gesichtslos. Missionen gibt es wie erwähnt keine. Der Spieler muss sich schon im Kopf seine eigene Geschichte spinnen.

Dazu kommt die praktisch nicht existente künstliche Intelligenz der Fahrer, die ohne mit der Wimper zu zucken den Spieler und andere Fußgänger überfährt, von hinten langsamere Fahrzeuge rammt usw. Dies wird schnell zur Plage, wenn man selbst einen fahrbaren Untersatz sucht oder damit unterwegs ist. Was jetzt vielleicht nach gezielten Angriffen auf den Spieler klingen mag, doch weit gefehlt. Es scheint einfach keinen Code zu geben, der nach möglichen Hindernissen Ausschau hält und entsprechend darauf reagiert. Und wo wir schon bei dämlichen Toden sind, warum kann der Spieler bitte nicht seine Fäuste benutzen? Nein, wenn gerade keine Schusswaffe greifbar ist, ist man einfach wehrlos.

Rival Gangs wirkt, sobald man tiefer einsteigt, somit etwas nackt. Doch das Fundament weiß schon zu beeindrucken. Die Stadt hat genau die richtige Größe, den Spieler eine Zeit bei der Stange zu halten. Die Spielbalance ist hervorragend. Man könnte sich glatt einen Nachfolger wünschen, der die Weltsimulation ausbaut.

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