Doraemon 2: Animal Planet Legend
für Game Boy

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LostInSpace:
Weitere Titel: ドラえもん2 アニマル惑星伝説
Firma: Epoch
Jahr: 1992
Genre: Action
Thema: Umsetzung eines anderen Mediums / Cartoon & Comic / Science Fiction
Sprache: Japanese
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 748
Rezension von LostInSpace (19.08.2023)
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Vergleichbar mit der Bekanntheit von Micky Maus ist im Heimatland des Gameboys der tollpatschig-liebenswerte Doraemon. Bei dem Charakter aus der gleichnamigen Manga- und Animeserie handelt es sich um einen blauen, katzenartigen Roboter aus der Zukunft. Sein Auftritt in einem Kinofilm machte in einem Zeitreise-Abenteuer auf amüsant-moralische Weise schon 1990 auf die umweltzerstörerischen Aspekte des menschlichen Schaffens aufmerksam. Das zwei Jahre später releaste vorliegende Gameboy-Spiel basiert auf dieser Geschichte. Daher zuerst ein kurzer Abriss.

Als Nachfolger der Menschen bewohnen die technisch hoch entwickelten Nimge den zugrunde gerichteten Planeten Erde. Die Evolution hat auch die Tiere intelligent werden lassen, so dass sie der Unterdrückung schließlich mit einem Sternenschiff zu einem anderen Planeten entkommen konnten. Schon bald war dieser Planet jedoch entdeckt und die Nimge kamen, um ihn zu erobern. Doraemon gelingt nun mit seinen Freunden ein Sprung aus der Jetzt-Zeit, um in diesem kritischen Moment den Tieren auf dem „Animal Planet“ zu helfen.

Spätestens an dieser Stelle der Hinweis, dass sämtliche Texte aus dem kleinen diesbezüglichen Vorspann ausschließlich auf Japanisch vorliegen. Mit ein bisschen Fantasie kann aber ohne weiteres die japanische Menüführung erschlossen werden. Das eigentliche Gameplay ist auf dem Gameboy sowieso relativ intuitiv.

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Die gesammelten Gadgets im Menü

Als Doraemon durchwandert man fast unbehelligt die Oberwelt des „Animal Planet“ im Zelda-Stil und trifft dort zumeist nur auf dessen friedliche Bewohner. Erst durch Betreten einzelner Portale bieten unterschiedliche Jump'n'Run- und Shoot'em'Up-Sektionen die eigentliche Action. Der Zutritt ergibt jedoch nur Sinn, sofern man die entsprechende Waffe für den jeweiligen Endboss besitzt, die man durch Lösen kleinerer Rätsel oder nach dem Durchspielen von bestimmten Sektionen erhält. Daraus ergibt sich ein Puzzle-Element, das auf den häufigen Dialogen zwischen Doraemon, seinen Freunden und den NPCs aufbaut. Wer also kein Wort versteht, wird hier schließlich irr laufen.

Insofern bleibt das Spiel auf dieser Stufe einem breiten westlichen Publikum verschlossen. Auch ich wollte eigentlich nur meine Gameboy-Spiele-Sammlung um eine unbekannt-wertvolle abstruse Rarität erweitern und griff bei einem Sonderangebot zu. Hätte ich vorher gewusst, dass Doraemon ein Superstar in Japan ist, wäre meine Wahl vielleicht auf etwas anderes gefallen. Die Mühe meiner Übersetzung hat sich am Ende auch nur zum Teil ausgezahlt.

Zwar sind grafische Effekte geboten, die ich so noch nie auf dem Gameboy gesehen habe: In der Unterwasserwelt wabern die Wände, als ob man durch die Oberfläche eines bewegten Sees schaut. Der verbotene Wald ist überdeckt mit herumziehenden Rauchschwaden. Sehenswerte Standbilder und Sequenzen spinnen die intergalaktische Geschichte weiter. Unvergessen die finale Hetzjagd quer über Wolkenkratzer des Planeten der Nimge, gejagt von wilden Raumschiffen. Die akustischen Effekte und die vielfältige Musikuntermalung wirken grandios.

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Highlight der Shoot'em'Up-Level

Spielerisch gesehen sind sowohl die Jump'n'Run- als auch die Shoot'em'Up-Sektionen jedoch zu kurz und zu einfallslos, um irgendeinen Steuerkreuz-Akrobaten hinter seinem Gameboy hervor zu locken. Mit der richtigen Waffe ist jeder Endboss ein Kinderspiel. Die vielen 1UPs kompensieren vollkommen das One-Shot-Death-System und jedes Level ist zusätzlich nochmal über ein Passwort abgesichert.

Offenbar wollte man das Spiel bewusst leicht zugänglich gestalten, um Doraemon als Figur in den Mittelpunkt zu rücken und die Geschichte mit den im knappen Manga-Stil gehaltenen Dialogen voll zu entfalten. Ja, man hat sogar für die besonders aufmerksamen oder ehrgeizigen Spieler 12 Waschbärkopfe – das Maskottchen der Firma Epoch – im Spiel versteckt, um den Dauer-Spaß zu erhöhen.

Am Ende ist die Erfahrung zwiegespalten. Das Eintauchen in das Doraemon Universum und damit die japanische Manga-Kultur hat mich nicht wirklich beeindruckt, zumal ich mich auch nie vorher für Comics dieser Art interessiert habe. Dem Reiz, sich mit einer Google-Live-Übersetzung ein ganzes Spiel zu erschließen, wurden aber darüber hinaus keine unangenehm anspruchsvollen Barrieren in den Weg gelegt, so dass das eigentliche Spielen angesichts der vielfältig gestalteten, nett anzusehenden Level und der ständigen Belohnung durch einen spürbaren Fortgang der Geschichte eher ein Genuss war.

Die Frage ob sich der Aufwand gelohnt hat, beantworte ich mit ‚ja‘. Die Frage, ob ich das Spiel noch einmal kaufen würde, jedoch mit ‚nein‘, da ich ja ursprünglich eine Rarität und keinen Mainstream gesucht hatte.

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