Space Quest V: The Next Mutation
für PC (DOS)

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LostInSpace:
Firma: Dynamix / Sierra On-Line
Jahr: 1993
Genre: Adventure
Thema: Humor / Science Fiction
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 1100
Rezension von LostInSpace (10.02.2024)
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Oberflächig betrachtet, scheint auch der fünfte Space Quest Teil nicht mehr als eine Parodie auf virale Szenen der filmischen Science-Fiction-Kultur zu sein. Doch diesmal sind diese vom Publikum erwarteten obligatorischen Gags nur Zutaten für eine fortlaufende Entwicklungsgeschichte der Hauptfigur Roger Wilco, der in den vorherigen Teilen den Status eines Weltraum-Trottels nie überwunden hat.

Der Spieler begibt sich in seiner Rolle als Space-Müllmann auf den Weg vom pickeligen Teenager an der Kadettenschule, über eine lange Reihe von Prüfungen und Bewährungsproben bis hin zu dem Mann, der Wilco immer sein wollte: ein Held der Galaxie.

Dabei trifft er per Zufall auch die zukünftige Frau an seiner Seite: die, in ihrer Stellung als Ambassador unvorstellbar hoch in der Starcom-Hierarchie aufgestiegene, Beatrice Wankmeister. Ihr Name ist hier Programm: der pubertierende Wanker (Wichser) trifft seinen Meister. Noch ist sie weit entfernt, wie ein Stern am Himmel.

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Roger und Beatrice
Doch zuvor muss er noch den bösen Machenschaften einer geldgierigen Bande das Handwerk legen, die das Antlitz der bekannten Planeten mit Mutationserscheinungen verunglimpfen. Der Untertitel The Next Mutation verweist in diesem Sinne sowohl auf Roger selbst als auch auf das Hauptthema des Spiels.

Der Story-Verlauf führt den Spieler, geleitet von einer sorgfältig aufeinander aufgebauten Komposition einzelner Ereignis-Trigger, durch ein schon fast cineastisches Gesamtbild. Untermalt von stimmungsgebenden Soundtracks und lustigen Soundeffekten löst der Spieler recht konventionelle Rätselkost und wird dabei von schönen Kameraschwenks beim Laufen, kleinen Zwischenszenen, Nahaufnahmen und natürlich den Space Quest-eigenen Szenen- und Sprachwitz belohnt.

Eher die eingebauten Minispielchen machen dem Spieler das Leben schwer. Dazu zähle ich auch die ermüdend umfangreich angelegte Labyrinth-Durchquerung. Hier erfüllt der hohe Anspruch an den Spieler nicht den Zweck der Spannung, sondern dem der Frustration.

Umso besser hat mir die Liebe zum Detail an anderer Stelle gefallen, als Roger auf dem Planeten Thrakas metaphorisch eine aus fremdartigen Gewächsen geformte Vulva durchschreitet, um dahinter die leere Rettungskapsel seiner Angebeteten Beatrice zu finden. Ein nettes Detail ist dabei, dass die Berührung der Kapsel zuerst nur Schmerzen verursacht. Genau wie die Anfänge der Beziehung zwischen den beiden. Wenig später schon werden die zarten Annäherungsversuche intim, als Beatrice dem, über einem Abgrund baumelnden, Roger die Hosen runterzieht, während sie an ihm hochklettert.

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Kapitän Quirk mutiert

Derart ausgefallene Situationskomik, die im Gesamtbild Sinn ergibt, zeigt an vielen Stellen, dass wohl die bessere Hälfte des „Two Guys from Andromeda“-Duos federführend war.

Einzig der völlig lineare Story-Verlauf wird nach modernen Standards wohl als eher nachteilig empfunden, da dem Spieler nicht wirklich Optionen für einen anderen Ausgang des Spiels geboten werden. Dafür wurden einige Rätsel als scheinbar optional designt, da sie nicht direkt den aktuellen Fortgang beeinflussen. Doch wird diese Nachlässigkeit später durch Sackgassen und die Sierra-typischen Todesbildschirmen bestraft. Tja, so war das damals in den 90ern.

Trotz der genannten Schwächen ist The Next Mutation eindeutig eine Bereicherung in der langen Space-Quest-Reihe. Vor der etwas belanglosen Hintergrundstory wird die nebenbei erzählte Charakterentwicklung des Allzeit-Losers Roger Wilco zum eigentlichen Interessenträger. Dadurch vollzieht der fünfte Teil den Schritt von einem reinen Quatsch-Adventure zu einer sympathischen und amüsanten Geschichte.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

LostInSpace:
Als Sierra die Entwicklung von Space Quest V in die Hände von Dynamix gab, wurden neben dem Logo der eigenen Marke, das im Spiel an einigen Stellen mehr oder minder versteckt auftaucht, auch das Logo eines echten Sponsors integriert. Der Markenname der amerikanischen Telekommunikationsfirma Sprint erscheint nach jeder Intercom-Übermittlung auf dem Raumschiff-Terminal. Ob die Auslagerung in irgendeiner anderen Weise der gewohnten Qualität geschadet hat, könnt ihr hier nachlesen.
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